Flüchtlingshilfe – vor Ort und digital

Von Berlin nach Samos: Ein Erfahrungsbericht und ein Appell.

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von Katharina Dermühl , January 10, 2017
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ursprünglich erschienen: 29.09.2015

Eine Gruppe Unternehmer/innen und Investoren begab sich auf die Reise nach Griechenland, um sich vor Ort über die Flüchtlingslage zu informieren, für bessere Aufklärung in der Bevölkerung zu sorgen, Lösungsansätze für die Integration von Geflüchteten zu entwicklen und diese umzusetzen. Zurück in Berlin, erzählt uns Katharina Dermühl von ihren Erfahrungen. 

Samos Flüchtlingshilfe

Mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein

„Kommst du mit nach Samos, um gemeinsam mit  20 anderen Entrepreneur-Menschen aus Deutschland, Griechenland und Südafrika Lösungen für die Flüchtlingsthematik zu erarbeiten?“ Als Paula mich anruft, bin ich gerade auf dem Weg nach London, um mit meinen besten Freundinnen ein Festival zu besuchen – etwas, das wohl viele in diesem Sommer getan haben. Genauso haben sich viele mit der Flüchtlingskatastrophe beschäftigt, mit Freunden darüber diskutiert oder sich sogar engagiert. Ich selbst habe mich bis zu diesem Zeitpunkt nur theoretisch mit der Thematik auseinandergesetzt, immer mit dem latent schlechten Gewissen, mehr tun zu wollen. Ich checke kurz meine Termine und sage zu.

In Griechenland angekommen, fahren wir als Vorbereitung für die vier Workshop-Tage auf dem Boot nach Karlovassi, eine der zwei Hafenstädte von Samos. Hier werden viele Flüchtlinge von den Behörden registriert, bevor sie auf die Fähren nach Athen steigen. Es ist das erste Mal, dass ich Flüchtlingen begegne – und ich bin überfordert. Überfordert von der Anzahl an Menschen, überfordert davon, dass sie in der prallen Sonne liegen und sitzen und warten, überfordert von der Erschöpfung, die sie ausstrahlen, überfordert vom Umgangston der Hafenpolizisten. Eine Frau eilt an mir vorbei, eine Pappschachtel tragend. Ich vermute, sie transportiere darin ihre Habseligkeiten, aber es liegt ein Neugeborenes darin.

Kein Geld für Wasser, Nahrung, Unterkunft, Toiletten

Wir beschließen, erst einmal nicht mit den Flüchtlingen zu sprechen, weil wir gar nicht wissen, was wir sagen sollen, und sehen zwei junge Frauen Milch und Kekse austeilen. Sie erzählen uns, dass sie jeden Tag herkommen, um die Menschen zu versorgen, sie gehören zu keiner Organisation. Warum Einheimische und auch Touristen die Flüchtlinge versorgen, erfahren wir später, als wir mit Aktivisten, Polizisten und dem Bürgermeister sprechen: Die griechischen Behörden haben nicht einmal genug Geld, um die grundlegenden Bedürfnisse wie Wasser und Nahrung zu erfüllen, sie sind auf Spenden angewiesen. In Karlovassi hat die Hafenpolizei ein kleines Häuschen von vielleicht 30 Quadratmetern Grundfläche mit Teppichen ausgelegt, in dem sich die Flüchtlinge ausruhen und der Hitze entfliehen können. Die einzige Toilette ist letzte Woche kaputt gegangen. In Vathi, der Hauptstadt von Samos, gibt es keinerlei sanitäre Anlagen, keinen einzigen öffentlichen Wasserhahn, und außer vier Bäumen vor dem Gebäude der Hafenpolizei auch keinen Schatten.

Auf Samos kommen derzeit 400 bis 700 Flüchtlinge am Tag an. Es gibt 25 Hafenpolizisten, die neben der Registrierung der Flüchtlinge für die gesamten Hafenanlagen zuständig sind. Bevor die Flüchtlinge nicht registriert sind, dürfen sie sich nicht von dem Gelände wegbewegen. Der Supermarkt, in dem sie sich Wasser und Essen kaufen könnten, ist nur 100m entfernt. Doch es gilt in der Sonne auszuharren, bis man seine Papiere hat. Die meisten versuchen, noch am Tag der Ankunft auf eine Fähre nach Athen zu kommen. Samos ist nicht das Ziel ihrer Reise, sie wollen weiter, nach Deutschland oder Schweden, wie sie uns berichten, viele haben dort schon Freunde oder Familienangehörige, die auf sie warten.

Die Fähre nach Athen bringt die Flüchtlinge ihrem Ziel Nordeuropa ein Stück näher. Auf sie wartet mit der Black Route über den Balkan aber noch ein gefährlicher Reiseabschnitt.

Warum zwingt ihr uns auf diese lebensgefährliche Reise?

„Ich will nur sicher sein, mir ist es egal, wo ich lande, ich bleibe auch in Griechenland, Hauptsache es ist sicher“, erzählt uns ein syrischer Ingenieur, den wir am nächsten Tag auf einer Landstraße in den Bergen treffen. Der Mann stammt aus Aleppo, wurde bei einem der Bombardements von Frau und Kind getrennt, er weiß, dass sie leben, aber nicht, wo sie sind. „Warum lasst ihr uns nicht auf sicherem Weg nach Europa kommen? Warum müssen wir diese lebensgefährliche Reise auf uns nehmen?“ Wir schauen uns betreten an, keiner will antworten, ihm sagen, dass wir hier in Europa die Flüchtlinge nicht haben wollen, dass wir eine menschenverachtende Flüchtlingspolitik betreiben, dass die Zivilbevölkerung sich dieser Politik nicht entgegenstellt. Wollen ihm nicht die Zuversicht nehmen, dass wir hier in Europa einen menschlicheren Umgang pflegen als die Machthaber in seinem Heimatland. Er fragt weiter: „Warum interveniert ihr nicht militärisch, schafft zumindest eine sichere Zone in Nordsyrien. Ich will doch gar nicht weg aus meinem Heimatland, aber ich habe keine Wahl.“

Er und zwei andere Männer sind nur die Vorhut einer Gruppe von ungefähr 40 weiteren Flüchtlingen, die sich langsam den Berg hinauf kämpfen. „Es sind viele Frauen und Kinder dabei, wir sind vorangelaufen, um Hilfe zu holen, wir wissen nicht, wohin wir müssen.“ Es wird nicht das letzte Mal sein, dass wir außer nach Wasser und Essen auch nach Informationen und Orientierung gefragt werden. Wir rufen bei den Behörden an und sind erstaunt über das Resultat: Die Polizei schickt einen großen Wagen, der die Flüchtlinge aufnimmt und zur Hafenpolizei bringt. Das ist nicht immer so, oft marschieren sie bis zu 40 Kilometer weit über die Insel.

Die Flüchtlinge werden aufgereiht und registriert. Der Ton der Beamten ist besonders den Männern gegenüber harsch

Orange Schwimmwesten auf dunklen Felsen

Denn: Die Flüchtlinge kommen nicht am Hafen an, sondern irgendwo auf der Seite der Insel Samos, die der Türkei zugewandt ist. Wenn sie Glück haben, landen sie an einem Strand und treffen bald auf eine Straße. Als wir mit dem Boot die Insel umrunden, sehen wir aber, dass viele die Felsen hinaufklettern und sich dabei allzu oft verletzen. Man erkennt die Stellen an den orangenen Schwimmwesten, die sich von den schroffen grauen Felsen abheben, es sind unzählige. Die Flüchtlinge streifen sie ab, sobald sie Boden unter den Füßen haben, denn sie bedeuten zusätzlichen Ballast für den anstehenden Marsch. Die nassen Kleider sind schon schwer genug.

Neben den Schwimmwesten überall Dinghis, teilweise gekentert, teilweise noch intakt. Das sind die Schlauchboote, die für die Überfahrt von der Türkei genutzt werden. Wir lernen, die grauen sind die sichereren, werden primär von Syrern genutzt, die sich die höheren Preise der Schlepper leisten können. In den schwarzen Booten kommen meist die Afghanen an. Dies sind die beiden größten Flüchtlingsgruppen, wir treffen aber auch Iraker und Iraner. Syrische Flüchtlinge dürfen nach ihrer Registrierung sofort weiterreisen, während die übrigen, insbesondere Afghanen und Iraker, in ein Flüchtlingscamp gebracht werden.

Baracken hinter Stacheldraht

Mittlerweile ist die ganze Startup-Boatcrew unterwegs, der Kofferraum voll mit Wasser, Milch und Keksen. Wir sind auf der Suche nach diesem Flüchtlingslager, das versteckt in den Bergen oberhalb von Vathi liegt. Doch wir fahren nur vorbei, denn Paula wurde bei einem früheren Besuch bereits in Gewahrsam genommen, weil sie Fotos machte. Das für 280 Flüchtlinge ausgelegte Lager – es halten sich weitaus mehr dort auf – besteht aus grauen Baracken, umgeben von zwei Reihen Stacheldrahtzaun. Vor einem Monat gab es Tumulte im Lager, als das Cateringunternehmen kein Essen mehr lieferte, weil seine Rechnungen nicht bezahlt wurden. Mittlerweile kommen nicht mehr alle Flüchtlinge ins Camp, auch auf anderen Inseln ist es Praxis geworden, die meisten weiter reisen zu lassen, es sind einfach zu viele Menschen.

Man wird pragmatisch, das zeigt auch die Änderung der Gesetzgebung hinsichtlich des Transports von Flüchtlingen. Bis vor kurzem machte man sich strafbar, wenn man unregistrierte Flüchtlinge im Auto mitnahm: Menschenschmuggel. Wir wissen nicht, dass das jetzt nicht mehr gilt, und nehmen die drei Syrer trotzdem mit. Wir merken, man kann nicht anders als zu helfen – wie könnte man wegschauen? In dem Moment, in dem ich mit dem Menschen spreche, wird aus dem Flüchtling Rahimidad aus Afghanistan ein Mensch, zu dem ich nun eine Beziehung habe und dessen weiteres Schicksal mich nicht loslässt.

Unterstützung – mal untersagt, mal erwünscht

Wir fahren weiter nach Vathi, erneut fragt uns eine Flüchtlingsgruppe nach dem Weg. Wir notieren, dass Information und Orientierung eines der Probleme sein wird, an denen wir arbeiten müssen. In Vathi am Hafen angekommen werden wir von zwei Hafenpolizisten zurückgepfiffen, als wir anfangen, Lebensmittel an die Menschen zu verteilen. Wir würden ihre Arbeit durcheinander bringen, wir sollten die Lebensmittel bei ihnen abgeben, sie würden sie verteilen. Da sie aber mit der Registrierung beschäftigt sind, kommt es nicht dazu. Wir sind verunsichert, beschließen, in die andere Hafenstadt Karlovassi zu fahren. Es wird das letzte Mal gewesen sein, dass wir uns am Helfen haben hindern lassen.

In Karlovassi ist kurz vorher die Fähre nach Athen abgefahren, weshalb wir nur eine syrische Familie antreffen – zwei Brüder, einer mit Ehefrau und drei Kindern, und die Mutter der beiden. Eine Frau kniet bei ihnen und erklärt etwas, auf Zettel deutend. Sie ist hier im Urlaub und kommt jeden Tag her, um den Flüchtlingen zu erklären, wie es nach ihrer Ankunft in Athen weitergeht: Welche Metro sie nehmen müssen, wo sie rasten können – einer der großen Parks in Athen ist inoffizielles Flüchtlingslager – und  wo sie Hilfe bekommen. Wieder geht es um Information und Orientierung.

Als wir uns zu der Familie setzen, stößt ein Hafenpolizist zu uns. Wir erwarten, erneut weggeschickt zu werden, doch er bittet uns um Hilfe: Die Familie müsse nach Vathi, um Originale der Registrierungspapiere zu erhalten, ob wir sie fahren könnten, der öffentliche Bus würde keine Flüchtlinge mitnehmen. Es wird zwei Stunden dauern, bis wir die Syrer überzeugt haben. Den Aussagen fremder Menschen zu trauen, haben sie sich auf dem Weg hierher abgewöhnt. Wir sprechen mit dem Polizisten über seine Erfahrungen: Er hat eine 17-Stunden-Schicht hinter sich, gibt aber bereitwillig Auskunft, wohl wissend, dass er, die Behörden, ganz Griechenland und die anderen Ankunftsländer auf zivilgesellschaftliches Engagement angewiesen sind.

Strom und Hotspots für den Kontakt nach hause

Einer der syrischen Brüder spricht gut englisch, er ist Jurastudent – Vincent weist mich irgendwann leise darauf hin, auf seine Arme zu achten: Er wurde gefoltert. Laetitia, die etwas Arabisch spricht, setzt sich zu den Frauen. Zwischen uns turnt Judy herum, die mit ungefähr vier Jahren jüngste Tochter der Familie. Ihre große Schwester liegt erschöpft schlafend unter einem Baum, der große Bruder hält sich an Vater und Onkel. Kika und ich malen mit Judy. Die beiden Bilder, die sie uns gegeben hat, werden wir in Ehren halten, ebenso das Video und die Selfies, die die Kleine mit Kikas Handy aufgenommen hat.

Dass die Flüchtlinge nach der Versorgung mit Wasser und Essen als erstes nach SIM-Karten, WLAN und der Möglichkeit, ihre Telefone aufzuladen, fragen, hatte uns schon Peter, unser Skipper erzählt. Mit Paulas Handy stellen wir einen Hotspot bereit, den die junge Frau nutzt, um Whats App Nachrichten an Familie und Freunde zu schicken. Mitteilen, dass sie heil in Europa angekommen sind. Dies ist neben dem Suchen nach Informationen zur Weiterfahrt das größte Anliegen: Kontakt zu den Lieben.

Ich warte noch auf eine Email mit einem Lebenszeichen von Rahimidad, dem Familienvater. Sie sind auf dem Weg nach Hamburg, wo sein Bruder auf sie wartet

Konzeptentwicklung auf dem Startup-Boat

All diese Informationen nehmen wir an den nächsten Tagen mit auf das Startup-Boat und arbeiten in zwei Gruppen an den Herausforderungen: Wie können wir die Flüchtlinge mit Informationen und Orientierung sowie der nötigen technischen Infrastruktur versorgen? Herausgekommen ist zum einen www.first-contact.org und die dazugehörige Facebook-Gruppe, denn über Facebook wird sich organisiert und ausgetauscht. First Contact, verfügbar in Englisch, Arabisch, Farsisch und Pashtu, stellt kurz und knapp die Informationen bereit, die Flüchtlinge bei ihrer Ankunft auf Samos benötigen: Wohin sie sich zur Registrierung begeben müssen, Abfahrtszeiten und Preise der Fähren, Adressen und Telefonnummern von Behörden sowie eine kurze Beschreibung des Prozesses, der auf sie zukommt. Außerdem Informationen darüber, wie es in Athen weitergeht, und Links zu ausführlicheren Artikeln.

Da wir bei den Gesprächen mit Beamten, Aktivisten, Anwohnern und Touristen erfahren haben, dass viele gerne helfen wollen, aber nicht wissen wie, haben wir diese Informationen in Guidelines zusammengetragen: Was ist wann hilfreich? Wer aus welchen Gründen auch immer nicht direkt mit den Flüchtlingen in Kontakt treten will, kann zum Beispiel Lebensmittel bei der Hafenpolizei abgeben: Wir alle erinnern uns gut an den ersten Tag, als wir überfordert und ohne Informationen auf die ersten Flüchtlinge trafen und ohne aktiv zu helfen von dannen zogen. „First Contact Samos“ ist als Blueprint gedacht, dessen Format von anderen Ankunftsorten übernommen werden soll.

Doch wie werden die Ankommenden auf First Contact aufmerksam? Die Distribution über soziale Netzwerke ist nur ein Ansatz. In Rücksprache mit dem Bürgermeister werden wir Schilder an wichtigen Punkten auf der Insel anbringen. Sie heißen die Flüchtlinge auf Samos und in Griechenland willkommen – viele denken dank falscher Versprechungen der Schlepper, sie wären in Italien – und weisen sie auf die Website hin. Damit ist jedoch noch nicht das Problem der leeren Batterien und des nicht vorhandenen Internetzugangs gelöst. Wir haben dafür Konzepte entwickelt und suchen nun nach Partnern und Sponsoren, die mit uns gemeinsam die Hard- und Software-Infrastruktur aufbauen. Samos soll auch hier nur der Anfang sein. Interessierte melden sich bitte bei uns: info@first-contact.org

Ein Appell: selbst aktiv werden

Es ist offensichtlich geworden, dass Politik und Behörden von der aktuellen Situation überfordert sind. Was ist also die Konsequenz? Aktiv werden und anfangen, autonom zu handeln. Jeder kann etwas tun, dafür muss man nicht, wie wir, nach Griechenland fahren. Spenden sind hilfreich, wichtiger aber ist: Schaut hin! Geht in die Flüchtlingslager! Sprecht mit den Menschen! Man kann auf so vielen Ebenen helfen! Und vor allem, heißt die Menschen willkommen!

" Spenden sind hilfreich, wichtiger aber ist: Schaut hin!"

Leid und Freude liegen so nah beieinander, deshalb eine freudige Geschichte zum Abschluss: Nachdem wir am letzten Tag die Flüchtlinge mit Essen und Trinken versorgt hatten, setzte ich mich zu einer afghanischen Familie mit vier kleinen Kindern, die auf einem Pappkarton saßen. Ich hatte in meiner Tasche noch bunte Filzstifte von einer der Brainstorming-Sessions, fing an zu malen und gab die Stifte den Kindern, die fröhlich drauf los kritzelten. Während ich mich mit dem Vater unterhielt, verteilte eine Helferin Feigen aus ihrem Garten. Plötzlich hielt mir der jüngste Sohn die übrige Hälfte seiner Feige hin, schüchtern grinsend, um sich dann sofort wieder dem Malen zu widmen. Wir lachten alle miteinander, jegliche sprachliche Barrieren waren überwunden.

Digitale Lösungen, um Hilfe effizienter zu gestalten 

20 engagierte und technologieaffine Menschen sind für vier Tage in Samos zusammengekommen, die wenigsten hatten sich vorher mit Flüchtlingen intensiv auseinandergesetzt. Wir sind an die Aufgabe gegangen, wie wir auch unsere Start Ups aufbauen oder Investments bewerten: Was braucht der User? Wie kann ich die beste Lösung designen? Das kann man nur herausfinden, wenn man mit den Menschen spricht, schnell Konzepte entwickelt, diese zurückspielt und basierend auf ihrem Feedback verbessert. Wir testen unsere Hypothesen ständig, beanspruchen nicht, die einzig wahre Antwort zu haben. Dass wir uns nicht immer einig waren und die Emotionen nicht nur einmal hochgekocht sind, ist klar. Doch wir haben ein gemeinsames Ziel nach vier Tagen im Startup-Boat: Wir wollen dabei helfen, die Organisation von Hilfe und von Spenden durch digitale Lösungen effizienter und einfacher zu gestalten.

Als ich zurück in Berlin war und recherchierte, wo ich vor Ort helfen kann, war ich nach wenigen Minuten frustriert angesichts des Durcheinanders an Informationen. Der aktuelle Bedarf ist oft nicht auf dem letzten Stand. Das muss nicht sein: In Zeiten von Tinder, Slack und Co, die mit ausgefeilter User Experience Design und Usability aufwarten, kann es nicht angehen, dass uns Helfen so schwer gemacht wird. Das wollen wir ändern. Darin sind wir gut. Dort liegen unsere Fähigkeiten. Hier setzen wir an. Setzt ihr dort an, wo ihr helfen wollt und könnt! Es gibt genug zu tun! „Viele Tropfen machen auch einen Wasserfall“, sagt Paula, als ich ihr frustriert von einer Rückmeldung auf unsere Aktivitäten berichte, die vom Tropfen auf den heißen Stein spricht. Sie hat so Recht.

Wer sich für Berichte aus Samos interessiert, dem sei der Blog des Aktivisten Sofianis empfohlen, ein Mann, der sein Leben dem Helfen von Flüchtlingen gewidmet hat. Es ist mir eine Ehre ihn getroffen zu haben: https://samoschronicles.wordpress.com

Über die Autorin

Plusquamfutur Katharina Dermühl

Katharina Dermühl baut beim Company Builder Found Fair gerade ein Medizintechnik-Startup auf, das Blutentnahme und Bluttests insbesondere in Entwicklungsgländern mit geringer medizinischer Infrastruktur vereinfachen soll. Im Master-Studiengang Zukunftsforschung an der Freien Universität Berlin hat sie sich auf Gesellschaft-Technik-Interaktion spezialisiert und ist über Stationen bei Daimler und bei Biotronik beim Forschungsthema „Gesellschaftliche Implikationen von Human Enhancement Technologien" gelandet. Dabei hat sie ihre Leidenschaft für High Tech und Zukunftstechnologien entdeckt. Aus der tiefen Überzeugung heraus, dass Technik dem Menschen dienen soll und nicht umgekehrt, entwickelt sie in interdisziplinären Teams mit Hilfe von Human Centered Design Methodiken Lösungen für die drängenden Probleme unserer Zeit.