Der Kampf gegen Armut und die Förderung sozialer, wirtschaftlicher und politischer Standards hängen in vielen weniger entwickelten Ländern nach wie vor stark von der finanziellen Unterstützung der Industrieländer ab. Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals – SDGs) können bis 2030 nur erreicht werden, wenn auch große Geberländer wie Deutschland ihren Beitrag dafür leisten.
Viele zivilgesellschaftliche Organisationen arbeiten daran, die Geberländer hierbei zur Verantwortung zu ziehen. Um damit erfolgreich zu sein, müssen sie starke Advocacy-Strategien entwickeln, die auf fundiertem Wissen über die jeweilige Entwicklungs- und Haushaltspolitik eines Geberlandes und deren Entscheidungswege aufbauen.
Zu verstehen, wie ein Geberland in der Entwicklungszusammenarbeit „tickt“, das heißt welche Ziele und Prioritäten es verfolgt, in welche Länder und Sektoren seine Entwicklungsgelder fließen und wie die Entscheidungsfindung zu Haushaltsfragen stattfindet, ist eine sehr komplexe und zeitintensive Aufgabe, die das Durchforsten unzähliger Dokumente und Datenbanken mit sich zieht und für die die wenigsten zivilgesellschaftlichen Organisationen, Interessensvertreter für Entwicklung oder multilateralen Institutionen die zeitlichen und finanziellen Ressourcen haben.
Um genau dieses Problem zu lösen und die Arbeit von zivilgesellschaftlichen Organisationen und all derer, die sich für erhöhte Entwicklungsfinanzierung einsetzen, zu erleichtern und effektiver zu gestalten, wurde vor knapp drei Jahren der Donor Tracker von der Berliner Organisations- und Strategieberatung SEEK Development ins Leben gerufen. Der Donor Tracker bietet kostenlos, auf quantitativen und qualitativen Recherchen aufbauende, Profile zu den 14 wichtigsten Geberländern.
SEEK bekam die Idee für den Donor Tracker durch die enge Zusammenarbeit mit einigen der einflussreichsten Akteure der globalen Entwicklungszusammenarbeit, die in ihrer Interessensvertretung und Fördermittelakquise häufig vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Die Erfahrungen aus SEEKs Beratungstätigkeit in diesem Bereich und das Wissen über den Bedarf an Informationen zu Geberländern, die Entwicklungsakteure benötigen, um erfolgreiche Finanzierungsstrategien zu entwerfen und zu implementieren, flossen allesamt in den Donor Tracker.
Wie genau Entwicklungsorganisationen oder Interessensvertreter für Entwicklung den Donor Tracker individuell nutzen können, beleuchten die folgenden vier Beispiele.
1. Geberländer priorisieren
Der Donor Tracker zeigt unter anderem auf, in welchem Ausmaß Geberländer bestimmte Sektoren und Programme, sei es im Bereich der globalen Gesundheit, Ernährung oder Landwirtschaft, finanzieren.
Ein Überblick des jeweiligen Haushaltsprozesses und der sich abzeichnenden Möglichkeiten zur Gestaltung politischer und finanzieller Entscheidungen, helfen den Lesern eine zielgerichtete, auf das Geberland gemünzte Strategie zu erarbeiten.
Zeigt der jüngste Staatshaushalt einen deutlichen Anstieg für globale Entwicklung? Wie viel der Entwicklungsgelder eines Geberlandes fließen in einen gefragten Sektor? Diese und viele andere Fragen beantwortet der Donor Tracker.
2. Prioritäten feststellen
Der Donor Tracker hilft festzustellen, ob die Prioritäten einer Organisation mit denen eines Geberlandes übereinstimmen. Der Donor Tracker stellt dafür die politischen Prioritäten eines Geberlandes dar und gibt einen Überblick darüber, wohin die Entwicklungsgelder eines Landes tatsächlich fließen: in welche Sektoren, Teilsektoren, Einkommensgruppen, Regionen und Länder.
Die Länderprofile geben auch Auskunft darüber, über welche Kanäle die Entwicklungsfinanzierung fließt. Sie zeigen beispielsweise, wie viele Entwicklungsgelder eines Landes für Programme ausgegeben werden, die von zivilgesellschaftlichen Organisationen durchgeführt werden. Dies gibt den Nutzern des Donor Tracker eine Vorstellung davon, wie einfach oder schwierig es ist, staatliche Mittel für ihre Programme zu erhalten.
3. Argumente entwerfen auf Basis von Daten und Fakten
Erfahrungsgemäß sind Regierungen meist empfänglicher für Empfehlungen, wenn ihre Haushaltsausgaben durch Rankings und Fakten, in einen größeren Zusammenhang gesetzt werden. Daher gilt: Bei der Vorbereitung von Argumenten, warum die Finanzierung und Prioritäten der Geber, sich erhöhen oder verschieben sollten, helfen konkrete Zahlen über die Leistung des Geberlandes im Vergleich zu vergangenen Jahren und anderen Gebern enorm.
Der Donor Tracken kann helfen festzustellen, ob ein Geberland früher vereinbarte Ziele nicht erreicht hat oder wie weit es von der Verwirklichung des international vereinbarten 0.7% - Ziels entfernt ist (0.7% bezieht sich auf den Anteil des Bruttonationaleinkommens, der für Entwicklung ausgegeben wird).
4. Wichtige Akteure identifizieren
Sind Entwicklungsorganisationen und Akteure mit Argumenten ausgestattet und wissen welche Geberländer zu priorisieren sind, ist die Arbeit noch nicht geschafft. Es ist von Vorteil zu wissen, wann und mit wem man strategisch am besten spricht und wen man involvieren muss. Der Donor Tracker bringt Licht in die oft unübersichtliche Entwicklungsarchitektur eines Landes und identifiziert, welche Ministerien, Agenturen, parlamentarische Ausschüsse oder andere wichtige Akteure, die Entwicklungspolitik, - Finanzierung und Umsetzungsentscheidungen beeinflussen.
Das war ein kleiner Überblick, wie der Donor Tracker Eure Arbeit unterstützen kann.
Aber am besten, probiert den Donor Tracker einfach selbst aus und überzeugt Euch selbst.