Innovation, Nachhaltigkeit und soziales Engagement in einem Produkt? Das Kieler social Startup my Boo macht's möglich. Gemeinsam mit seinem Partner, einem sozialen Projekt, in Ghana fertigt myBoo einzigartige Bambusfahrräder. Wir bei tbd* wollten diesem Konzept auf den Grund gehen und haben den Co-Gründer Maximilian Schay interviewt. Viel Spaß beim Lesen!
Gleich zu Beginn: Wie entstand die Idee „Bambusrad aus Ghana“?
Die Idee zu my Boo entstand Ende 2012. Ein guter Freund von mir befand sich in Ghana und entdeckte ein Bambusfahrrad. Damals noch um einiges simpler als unsere heutigen my Boo Bambusfahrräder. Er machte ein Foto, schickte es mir, ich zeigte es Jonas, meinem Co-Founder und wir waren beide sofort fasziniert. Nach einiger Recherchearbeit zum Thema "Bambusfahrrad" landeten wir wieder in Ghana. Kurz danach, Anfang 2013, buchten wir ein Flugticket nach Afrika.
Warum Bambus? Was macht diesen Rohstoff so besonders?
Zum Einen ist Bambus einer der am schnellsten nachwachsenden Rohstoffe der Erde und bindet dabei extrem viel Co2. Vor Allem aber eignet er sich technisch hervorragend als Material für einen Fahrradrahmen. Er ist wahnsinnig stabil, dabei leicht und besitzt eine natürlich Dämpfung!
Wie werden eure Fahrräder produziert?
Neben dem Rohstoff ist in erster Linie die Produktion unserer Fahrradrahmen besonders. Der Bambus wächst in Ghana und dort werden die Rahmen in bis zu 80 stündiger Handarbeit gefertigt. Unser Partner ist ein soziales Projekt, das vor Ort gegen die Jugendarbeitslosigkeit kämpft, in dem es zum Einen interessante Arbeitsplätze mit Perspektive schafft und zum Anderen in Bildung investiert.
Kannst du noch etwas mehr über das Projekt in Ghana erzählen?
Unser Partner in Ghana ist das Yonso Project: Vor über zehn Jahren im kleinen Dorf Yonso vom Einheimischen Kwabena Danso gegründet und bis vor drei Jahren eine komplett Spenden finanzierte NGO, ist das Yonso Project heute spendenunabhängig und ein wichtiger Arbeitsgeber im Mampong District der Ashanti Region.
Welche Erfolge konntet ihr bereits erzielen?
An erster Stelle stand das Yonso Project auf eigene Beine zu stellen und es von Spenden unabhängig zu machen. Bei unserem ersten Besuch im Frühjahr 2013 bestand das Projekt aus einem kleinen Raum und drei Personen. Mittlerweile arbeiten vor Ort knapp 40 junge Menschen in vier großen Gebäuden. Die in Ghana erzielten Gewinne werden in Bildungsprojekte investiert, wir konnten mehrere hundert Schulstipendien vergeben, 150 Kinder mit Bambusfahrrädern ausstatten und bauen aktuell eine eigene Schule, deren Bau wahrscheinlich Ende 2018 fertiggestellt wird.
Wie verbreitet sind eure Fahrräder mittlerweile?
Nachdem die Rahmen für unsere my Boo Bambusfahrräder in Ghana gefertigt sind, werden sie per Schiffscontainer auf dem Seeweg nach Deutschland und zu uns nach Kiel gebracht. In Kiel werden aus den Rahmen in unserer eigenen Manufaktur hochwertige Alltagsfahrräder aus Bambus. Vertrieben werden sie europaweit bei über 100 Fahrrad-Fachhändlern von Schweden bis Italien, allerdings schon eher im deutsch sprachigen Raum. Wir sind stolz über 1.000 my Boo Bambusfahrräder auf der Straße zu haben.
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Wie ist es für dich ein „Social Entrepreneur“ zu sein? Hast du auch manchmal Momente, in denen du lieber nicht gegründet hättest?
Tatsächlich gab es nahezu keine Momente in denen ich an der Grundsatzentscheidung zu gründen gezweifelt hätte. Es gibt aber natürlich immer wieder Momente in denen ich an einzelnen Entscheidungen gezweifelt habe und mich gesorgt habe, ob die Gründung zu einem Erfolg führt. In unserem speziellen Falle gab es eine Menge komplizierter Themen in der Entwicklung, der Zusammenarbeit mit unserem Projekt in Ghana und vor allem der Etablierung unseres Rohstoffes auf dem Fahrradmarkt. Mit der Zeit entwickelt sich auch eine Verantwortung nicht mehr nur für seine eigene Zukunft, sondern auch für Mitarbeiter im eigenen Unternehmen und im Partnerprojekt und vor allem auch für die Menschen denen in Ghana geholfen wird. Dies ist aber Motivation und Ansporn weiterzumachen und das eigene Unternehmen zum Erfolg zu führen.
Bist du zufrieden mit der Entwicklung? Was sind my Boo's Pläne für die Zukunft?
Wir sind sehr zufrieden. Haben allerdings noch enormes Entwicklungspotential und Ziele. 15 Mitarbeiter in Deutschland und knapp 40 in der Manufaktur in Ghana zeigen, dass unsere Räder mittlerweile auf dem Fahrradmarkt etabliert sind. In einigen Jahren wollen wir das Potential für nachhaltig und fair hergestellte Fahrräder in Deutschland und Europa deutlich weiterentwickelt haben und als Marke eine gute Bekanntheit für unsere Kernwerte und Produkte haben. Mittelfristig können wir uns auch vorstellen weitere Produktkategorieren zu besetzen, in denen wir unsere Grundüberzeugungen umsetzen können. Einen nachwachsenden Rohstoff, eine sozial nachhaltige Fertigung und konkretes soziales Engagement in den Produktionsländern. Dazu eine tolle Qualität und ein besonderes Design...
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