Social Entrepreneurship kann aus verschiedensten Schwerpunkten geforscht werden. Miriam Gerlach, Doktorandin an der Universität Vechta setzt sich mit der Frage auseinander, warum ein Gender Fokus auf Social Entrepreneurship erkenntnisreich und zukunftsweisend ist.
Der neueste Bericht über Social Entrepreneurship in Deutschland, der „Deutscher Social Entrepreneurship Monitor“ zeigt, dass 49,3% der Social Entrepreneurs in Deutschland, weiblich sind. Im Vergleich geht der Female Founders Monitor aus, dass in 28% aller untersuchten kommerziellen Startups Frauen als (Mit-) Gründerinnen vertreten sind. Was muss im Social Entrepreneurship also passieren, um für mehr Gleichheit zu sorgen?
Bisherigen Studien haben bereits bewiesen, dass Unternehmertum nicht geschlechterneutral ist. Entrepreneurship hat ein männliches Label, es ist ein Instrument für wirtschaftliches Wachstum, für Menschen die risikoaffin sind, innovativ, willensstark und mutig. Bei der Bewertung von männlichen und weiblichen Unternehmern, stehen Frauen eher auf der Verliererseite. Ihre Geschäfte sind in der Regel kleiner, wachsen langsamer und sind weniger profitabel. Wenn man aber diese nach verschiedenen Variablen kontrolliert (Industrie, Größe, Alter), dann verschwinden die Unterschiede. Wir brauchen Forschung über die Rolle von Frauen im Unternehmertum, in der Wirtschaft, in Bildung, usw., um strukturelle Unterschiede wissenschaftlich aufzuzeigen, wie zum Beispiel die schon bekannte Barriere für Finanzierung für Frauen im Gegensatz zu Männern. Oder die Tatsache, dass im Non-Profit Sektor, trotz eines sehr hohen Frauenanteils (75%), die Führungsebene mehrheitlich von Männern besetzt ist. Wir brauchen spezifische Studien und Untersuchungen mit dem Fokus auf Frauen, weil diese in vermeintlich neutralen Studien und Analysen, entweder gar nicht abgebildet werden und wenn, dann häufig mangelhaft im Vergleich zum männlichen Vorbild.
Einige Studien haben sich auf dieser Basis bereits mit Frauen und Social Entrepreneurship befasst. Zu nennen sind insbesondere in Spanien (Cordobés, 2016) und eine Europäische Studie (Usher Shrair, 2015). Beide beweisen, dass sich Frauen im Social Entrepreneurship Bereich wohlfühlen, dass sie dort eine andere Form von Unternehmertum entwickeln und anwenden können und dadurch nicht nur ihre finanzielle Selbstständigkeit absichern, sondern auch eine sinnvolle Arbeit leisten können. Die Gefahr besteht immer noch: Im Social Entrepreneurship Bereich werden Männer eher als soziale super-Helden porträtiert, wohingegen Frauen lediglich unterstellt wird als soziale Unternehmerin tätig zu sein, weil es für sie inhärent ist. Bei einer Annahme, dass der Social Entreprenuership Bereich unterbewertet und unterbezahlt bleibt und meist Frauen legitime Soziale Unternehmerinnen bleiben, birgt dies auf der einen Seite die Gefahr, dass die bereits bestehende Ungleichheit weiter anwächst. Auf der anderen Seite bleibt es weiterhin legitim zu behaupten, dass Frauen keine finanzielle oder soziale Wertschätzung brauchen, da Sie sich in dem Bereich wohler fühlen und glücklicher sind. Das Vorurteil „Warum denn mehr Wertschätzung für Frauen in Social Entrepreneurwesen, wenn Sie eine sinnvolle Arbeit machen dürfen?“
Argumente für einen stärkeren Gender Fokus im Social Entrepreneurship sind vorhanden weshalb ich in dem Zusammenhang an meiner Doktorarbeit im Promotionskolleg Gender Studies der Universität Vechta über Female Social Entrepreneurship in Deutschland arbeite. Die Forschung zielt darauf ab das Social Entrepreneurship System aus der Perspektive von Frauen und Gründerinnen in Deutschland besser zu verstehen, Ungleichheitsstrukturen und Einschränkungen für Frauen und Sozialunternehmen anzusprechen. Weiterhin sollen Strukturen und Tätigkeiten, die den Bereich vorantreiben erfasst und dargestellt werden. Schließlich, befasst sich die Arbeit mit dem qualitativen Potenzial durch Social Entrepreneurship soziale Veränderungen zu erreichen (Henry, Foss, & Ahl, 2016), wobei das gegenwärtige männlich dominierte und wachstumsorientierte Paradigma in eine geschlechtergerechtere und integrativere Art und Weise der Bewältigung sozialer Bedürfnisse umgewandelt wird.
Weitere spannende Lektüre zu diesem Text:
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Cordobés, M. (2016). Mujeres con Impacto: Ecosistema de mujeres emprendedoras sociales en Espana. Barcelona. Retrieved from Fundacion Abertis; Fundacion EY website: http://www.esade.edu/esocialhub/centro-de-conocimiento/recursos/mujeres…
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Henry, C., Foss, L., & Ahl, H. (2016). Gender and entrepreneurship research: A review of methodological approaches. International Small Business Journal, 34(3), 217–241. https://doi.org/10.1177/0266242614549779
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