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Wirkungsmessung, Monitoring und Evaluation, Impact Measurement: Es gibt viele Worte und Nuancen für diesen Teil des Projektmanagements. Der Trend scheint jedoch der gleiche zu sein. Menschen wollen zunehmend wissen, ob Projekte und Angebote Früchte tragen, ob sie etwas verändern bei den Zielgruppen, also ob das, was eine Organisation erreichen möchte, tatsächlich eintritt. Und wenn ja, wie?
Anstatt einen Überblick zu geben über verschiedene Modelle und Ansätze der Wirkungsmessung, soll es im Folgenden darum gehen, einen Einblick in die Praxis zu gewähren. Was habe ich gelernt im Gespräch mit geflüchteten Frauen? Und warum ist das auch für eine breitere Leser*innenschaft wichtig?
1. Stimmen wollen gehört, Geschichten erzählt werden.
Es ist immer wieder überraschend einfach, Interviewpartnerinnen zu finden, obwohl es zum Teil große Sprachbarrieren gibt. Dahinter steht unter anderem das Bedürfnis, gehört zu werden und die eigene Geschichte zu teilen. Es ist eines der grundlegendsten menschlichen Anliegen überhaupt. Wenn das, was uns innerlich bewegt, im Außen auf Rezeptivität, Interesse und Verständnis stößt, entsteht Verbundenheit. Doch dafür braucht es die Bereitschaft, aktiv zuzuhören und hin und wieder auch die eigenen Denkmuster auf den Kopf zu stellen. Die Frage ist, sind wir bereit dazu?
2. Lachen: Eine für uns selbstverständliche Geste hat eine große Wirkung.
Lachen darf bei den Angeboten von Bike Bridge nicht fehlen © Bike Bridge e.V.
Oft werden durch die Ergebnisse der Wirkungsmessung die Vorannahmen bestätigt, mit denen wir ins Feld gegangen sind. Manchmal ist es jedoch auch genau umgekehrt. Es passiert etwas, das wir nicht vermutet haben. Und so war es im Jahr 2020 mit dem Thema Lachen. Mehr als die Hälfte der interviewten Frauen sprach explizit über eine Körpergeste, die uns so selbstverständlich erscheinen mag, dass sie fast unbemerkt vorüberzieht. Wir sind der Sache auf den Grund gegangen und haben in Workshops zu Traumasensibilität gelernt, dass eine offene, Respekt und Wertschätzung signalisierende Körpersprache ein wichtiges Werkzeug darstellt für eine bewusste Begegnung mit Personen, die traumatische Erfahrungen erleben oder erlebt haben.
3. Mut ist ansteckend.
Was ist Mut? Mut ist keine Konstante, die sich definieren ließe, selbst wenn es die einschlägigen Lexika versuchen. Mut ist von Person zu Person anders. Was wir als mutig erachten, hängt stark von unseren Erfahrungen ab, von kulturellen Sichtweisen und emotionalen Mustern. Im Austausch mit geflüchteten Frauen hat sich jedoch eine Sache herauskristallisiert: Mut liebt Vorbilder. Wenn eine Frau ein persönlich gestecktes Ziel erreicht hatte, konnten bald auch andere Frauen Erfolgserlebnisse feiern. ‚Wenn sie das schafft, dann schaffe ich das auch!‘ Und so entsteht ein Welleneffekt, der nicht nur persönliche Weiterentwicklung fördert, sondern auch Gemeinschaft.
Picknick in Köln © Bike Bridge e.V.
4. Der Wille zur Partizipation ist groß.
Aus den Interviews mit geflüchteten Frauen geht klar hervor, dass viele gesellschaftlich stärker partizipieren und sich mit ihren Talenten mehr einbringen wollen. Der Wunsch nach Engagement und Teilhabe ist inhärent vorhanden. Das Problem ist aber, dass er durch politische und soziale Einschränkungen oft ausgebremst oder gehemmt wird. Die Folgen können Langeweile, Frustration, Depression und Wut sein. In einer Migrationspolitik und -mentalität, die vorrangig Integrationsarbeit in den Fokus rückt, sollten unbedingt auch individuelle und kulturelle Potenziale stärker erkannt und gefördert werden. Was können wir von geflüchteten Menschen lernen? Und sind wir bereit dazu, uns von der Perspektive ihrer Bedürftigkeit zu lösen und stattdessen für die gemeinsame Lernerfahrung zu öffnen?
5. Unsere Wünsche ans Leben sind die gleichen.
Auf die Frage, wovon die Interviewten träumen und was sie sich wünschen, antworten in Deutschland aufgewachsene und geflüchtete Frauen sehr ähnliche Dinge. Es geht um Freiheit, Glück, Liebe, Sicherheit, Frieden, Selbstvertrauen, Familie, ein schönes Zuhause, finanzielle Stabilität und berufliche Erfüllung. Ob die Positionierung im soziokulturellen Gefüge nun den sprachlichen Ausdruck der Afghanin, Syrerin, Deutschen, Frau, Tochter, Architektin oder Fahrradmechanikerin findet, scheint zweitrangig zu sein. Letztlich geht es um Menschen mit zutiefst menschlichen Bedürfnissen und Hoffnungen, die jede*r nachvollziehen kann. Was ist die Essenz, die die Welt (und uns) im Innersten zusammenhält? Wenn Faust darauf keine Antwort weiß, dann werde auch ich in der Mystik dieser Frage verweilen, die existenzielle Aussicht genießen und hoffen, dass wir alle ein bisschen mehr den Menschen hinter den Selbst und Fremdidentifizierungen wahrnehmen können.
Über die Autorin:
Sarah Bulang ist Wirkungsmanagerin bei Bike Bridge e.V. Dort beschäftigt sich die studierte Kulturanthropologin und Kulturwissenschaftlerin (M.A.) unter anderem mit der Frage, inwiefern Erkenntnisse aus der Wirkungsmessung rückwirken auf die Angebote und letztlich auf die eigene Projektperspektive. Weiterhin liegen ihr das Erfahren und Erfahrbarmachen von Verbundenheit, Essenz und Körperintelligenz am Herzen. Sie begleitet Menschen in Workshops hin zu mehr Präsenz in der Beziehung zum Selbst und zu Anderen und arbeitet therapeutisch mit Atem und Trauma.