Wie du dich von Erwartungen befreist

Wer neue Wege gehen möchte, sollte alte Erwartungen abschaffen. Doch wie geht das?

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von Tina Röbel, April 28, 2021
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Wer mit Weltverbessern Karriere machen möchte, geht meistens neue Wege. Das ist gar nicht so einfach. Am einfachsten ist es den vorgezeichneten Bahnen zu folgen. Ein idealer Lebenslauf könnte so aussehen:

  1. Abi
  2. Studium
  3. Erster Job,
  4. Eine Karrierestufe hoch
  5. Nächster Job
  6. Hochzeit
  7. Kinder
  8. Geld verdienen (Mann)
  9. Teilzeit arbeiten (Frau)

Wenn du neue Wege gehen willst, wirst du dich von vielen gesellschaftlichen Erwartungen lösen müssen. In meiner Arbeit als Coach begegnen mir einige Erwartungen immer wieder. Hier erfährst du, wie du dich von ihnen befreien kannst.

1. Erwartung: Es ist wichtig viel Geld zu verdienen.

Nein, es ist wichtig genügend Geld zu verdienen. Wieviel für dich genügt, kannst nur du entscheiden. Was brauchst du wirklich? Was kaufst du aus Langeweile oder Frust? Es gibt viele Trends wie Minimalismus oder auch Urban Gardening, die uns daran erinnern, dass es die wesentlichen Dinge sind, die wir brauchen. Es geht nicht darum immer mehr zu besitzen. Es geht darum, zufrieden zu sein, mit dem, was du hast. Es gibt sogar Menschen, die versuchen mit möglichst wenig Geld oder ganz ohne Geld zu leben. Soweit musst du nicht gehen. Aber vielleicht möchtest du dich von der Erwartung immer mehr Geld zu verdienen befreien. Der erste Schritt dafür: Rechne aus, wieviel Geld du wirklich brauchst. Für Miete, Essen, Mobilität, Freizeit, Kleidung und das, was dir sonst noch wichtig ist. Beobachte deinen Alltag, wann gibst du Geld aus? Warum gibst du Geld aus? Am Ende solltest du zwei Zahlen haben: Was brauchst du mindestens? Was brauchst du, damit du komfortabel leben kannst?

Es gibt kein richtig oder falsch, kein zu viel oder zu wenig. Es gibt nur deine Antwort.

2. Erwartung: Es ist wichtig, einen sicheren Job zu haben.

Nein. Es ist wichtig, dass du zuversichtlich in die Zukunft blickst. Auch eine unbefristete Festanstellung ist keine Garantie dafür, dass alles so bleiben wird, wie es ist. Eine Klientin von mir hat drei Stunden vor dem Coaching erfahren, dass ihr Unternehmen aufgekauft wurde und ihre Stelle gestrichen wird. Damit waren auf einen Schlag alle internen Sorgen irrelevant und die große Frage „Und jetzt?“ stand im Raum. In solchen Situationen brauchst du Zuversicht. Und die kommt aus vielen verschiedenen Quellen. Eine Quelle bist du. Du hast schon viel erlebt und bist damit zurechtgekommen – wie hast du das gemacht? Eine andere Quelle sind deine Freunde und Familie. Es gibt immer Phasen, in denen man selbst nicht an sich glaubt – umso wichtiger ist es, Menschen in deinem Leben zu haben, die dich auffangen. Wer sind diese Menschen für dich? Sag ihnen, dass sie dir wichtig sind – und dass du auch gerne für sie da bist. Auch ein Plan B (und C) kann befreiend sein. Als ich in die Vollzeitselbstständigkeit gesprungen bin, habe ich zum Beispiel eine freiwillige Arbeitslosenversicherung abgeschlossen. Damit wusste ich, dass ich das Abenteuer Selbstständigkeit im Notfall abbrechen könnte und ein halbes Jahr Zeit und Geld hätte, um mich neu zu orientieren. Last but not least: Du bist mehr als dein Job. Was gibt deinem Leben noch Kontinuität? Welche Personen, Hobbys, Interessen? Angenommen du wärst für immer finanziell safe und würdest nie mehr arbeiten – was würde Sicherheit dann für dich bedeuten?

3. Erwartung: Wenn ich jetzt in einen Job mit Sinn wechsele, verbaue ich mir meine Karrierechancen.

Das kann sein. Die Frage ist: Wärst du glücklich, wenn du zehn oder zwanzig Jahre so weitermachst wie bisher? Wenn nicht, dann sind es keine Karrierechancen, die du dir verbaust, sondern Unglücks-Chancen. Beobachte Kollegen oder Bekannte, die dir beruflich ein paar Schritte voraus sind – möchtest du das machen, was sie machen? Wenn nicht, dann ist es höchste Zeit für eine Kurskorrektur! Wie möchtest du gerne arbeiten? Mit wem willst du gerne arbeiten? Wo willst du gerne arbeiten? Wie willst du dich anziehen? Über was mit deinen Kolleginnen und Kollegen sprechen? Mit welchem Gefühl willst du morgens zur Arbeit gehen? Mit welchem Gefühl abends nach Hause kommen? Sei ehrlich mit dir selbst. Karriere ist nichts, was sich von außen definieren lässt. Ein Berufsleben ist dann erfolgreich, wenn es dich zufrieden macht.

Neue Wege zu gehen erfordert viel Mut und determination. Du bist nicht alleine auf diesem Weg. tbd* bietet dir eine ganze community, die dich unterstützt – online und offline.

Danke, dass du dich mit uns auf den Weg machst!

Über die Autorin

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Tina Röbel ist Coach, Trainerin und Forscherin. Sie glaubt, dass gesellschaftlicher Wandel nur funktioniert, wenn wir den Mut finden, wir selbst zu sein. Mit ihrer Arbeit unterstützt Tina Menschen und Organisationen, die die Welt verbessern wollen. Im Einzelcoaching geht es dabei oft um gute Arbeit und gutes Zeit- und Selbstmanagement. Tina ist Berlinerin und lebt und arbeitet in Hamburg. Mehr zu Tina und ihrem Coachingansatz: www.tinaroebel.de

#OldieButGoldie; Dieser Artikel erschien ursprünglich 2017.