Alleine auf nachrichtenlosen Bankkonten in Deutschland liegen bis zu 9 Milliarden Euro. Die Eigentümer dieser Konten sind Finanzdienstleistern nicht bekannt. Innerhalb der G7 ist Deutschland das einzige Land ohne gesetzliche Regelung für den Umgang mit diesen Vermögen. Der vorliegende Bericht zeigt auf, wie ähnlich anderer Länder mit diesen Geldern das Gemeinwohl gestärkt werden kann.
Aktuell stehen wir vor einer Vielzahl großer gesellschaftlicher Herausforderungen wie dem Klimawandel, einer alternden Gesellschaft oder dem Strukturwandel durch die digitale Transformation. Trotz der Wichtigkeit und Dringlichkeit dieser Themen haben es innovative Lösungen in Deutschland noch immer schwer, die passende Finanzierung zu erhalten. Über den Aufbau eines Social Impact Fonds mittels Nutzung nachrichtenloser Assets könnte diese ohne Belastung der Steuerzahler sichergestellt werden.
Nachrichtenlose Vermögenswerte sind ungenutztes Kapital
Nachrichtenlose Assets sind Vermögenswerte, bei denen ein Finanzdienstleister den Kontakt zu seinem Kunden verloren hat, z.B. weil er verstorben ist und sein Erbe hiervon keine Kenntnis hat. Innerhalb der G7 hat Deutschland als einziges Land noch keine gesetzliche Regelung für den Umgang mit diesen Assets. Abhängig von der jeweiligen Schätzung liegen alleine auf nachrichtenlosen Bankkonten zwischen zwei und neun Milliarden Euro. Weitere Assets sind z.B. nachrichtenlose Depots oder Investmentkonten.
In anderen Ländern werden diese Gelder produktiv genutzt. So finanziert z.B. Japan darüber Lösungen für die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft. In Großbritannien transferieren Banken das Geld nachrichtenloser Konten an einen sog. “Reclaim Fund”. Dieser Fonds verfügt über ausreichende Mittel, um Rückforderungen von Kontoinhabern jederzeit zu erfüllen und nutzt überschüssige Gelder als soziales Investitionskapital.
- “Aufgrund der Vielzahl gesellschaftlicher Herausforderungen sollte die Diskussion über den Umgang mit nachrichtenlosen Assets aktueller denn je sein.”
- Antonis Schwarz, Autor der Studie
In der aktuellen Diskussion zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen, wie z.B. des Klimawandels, betont die Bundesregierung immer wieder die Relevanz von Innovationen. Im aktuellen Koalitionsvertrag wurde für die Lösung unserer gesellschaftlichen Herausforderungen zwar mehrfach eine Unterstützung für Soziale Innovationen und Social Entrepreneurship verankert, allerdings wurde eine ernsthafte Umsetzung bislang nicht angegangen.
Neben anderen Rahmenbedingungen sollte insbesondere die Finanzierungssituation nachhaltig verbessert werden. Eine Lösung hierfür wäre analog anderer Länder der Aufbau eines “Social Impact Fonds”, der über die nachrichtenlosen Assets finanziert wird.
- “Die Politik spricht viel von Innovationen für die Lösung der Klimakrise und anderer gesellschaftlichen Herausforderungen. Das vorgeschlagene Modell ist ein Angebot diesen Worten Taten folgen zu lassen.”
- Markus Sauerhammer, 1. Vorstand, SEND
Ein Gewinn für alle Beteiligten
Gewinner des vorliegenden Konzeptes wären Kunden, Finanzdienstleister und die Gesellschaft als Ganzes gleichermaßen. Für die Kunden bzw. andere Berechtigte wie z.B. Erben würde die Auffindbarkeit der nachrichtenlosen Assets über ein zentrales bundesweites Register deutlich verbessert und vereinfacht.
Finanzdienstleister wie Banken erhalten einen sicheren und international üblichen Rechtsrahmen und senken langfristig ihren Verwaltungsaufwand durch die Reduktion aufwendiger manueller Prozesse und weiterer IT-Systeme. Auch das politische Reputationsrisiko, welches mit der bislang fehlenden Regulierung einhergeht, würde minimiert.
- “Für unseren Vorschlag ist angesichts des strukturell dauerhaften Niedrigzinsumfeldes, des teilweise immensen Passivüberhangs insbesondere bei den Regionalbanken, der Margenerosion und des steigenden Kostendrucks die Zeit gekommen. Die Bundesregierung sollte das Vorhaben partnerschaftlich mit dem Finanzsektor umsetzen.”
- Andreas Zubrod, Autor der Studie
Für die Gesamtgesellschaft würde über einen Social Impact Fonds das dringend benötigte Kapital für innovative Lösungen unserer gesellschaftlichen Herausforderungen generiert, ohne - angesichts einer sich abzeichnenden Wachstumsdelle - Belastungen für die Steuerzahler zu erzeugen.
Jetzt liegt es an der Politik, entsprechende Lösungen zu realisieren. Der vorliegende Bericht zur Nutzung nachrichtenloser Assets soll hierzu eine Diskussions- und Arbeitsgrundlage liefern und beschreibt detailliert die möglichen Parameter eines Social Impact Fonds in Deutschland.
Interessiert ihr euch für das Thema? HIER gibt es den vollständigen Bericht des SEND e.V.