Header: Dan Meyers via Unsplash.
Die meisten Unternehmen versuchen innerhalbs eines festgelegten Recrutingprozesses die Persönlichkeit, Stärken, Schwächen, Fähigkeiten potentieller neuer Mitarbeiter*innen zu beurteilen und so irgendwann eine Entscheidung zu fällen. Diese Situation ist für viele Bewerber*innen nicht leicht – wer mag es schon, auf dem Prüfstand zu stehen und sich gegen andere durchsetzen zu müssen? Im besten Fall besteht dieser Recruitingprozess auf einem gegenseitigen Kennenlernen auf Augenhöhe. Im schlimmsten Fall zementieren sich bereits bei den ersten Vorstellungsgesprächen hierarchische Unterschiede und Privilegien.
Da sich unsere Fellows aus dem tbd* Purpose Fellowship oft in einer Transitionsphase zwischen Jobs oder in der Neuorientierung befinden, organisieren wir ein kleines aber feines Panel, in welchem alle Fragen rund um Bewerbungsprozess, Lebenslauf und Recruiting an HR Expert*innen gestellt werden können. Letzte Woche Freitag fand diese Veranstaltung bereits zum zweiten Mal statt (da es die zweite Fellowship Runde ist) und wir wollen euch ein vier der Learnings aus diesen anregenden Gesprächen weitergeben. Falls ihr ebenfalls am Purpose Fellowship teilnehmen wollt: im Herbst startet es erneut! Hier könnt ihr eintragen, um weitere Informationen zu erhalten.
Auf die Organisation eingehen
Alle Menschen, die in HR arbeiten sind sich in diesem Punkt absolut einig: homogene, allgemein geschriebene Bewerbungen bringen dir nichts. Die Menschen, welche deine Bewerbung lesen, möchten nachempfinden, warum du dich ausgerechnet bei IHNEN und ausgerechnet auf DIESE STELLE beworben hast. Allgemein formulierte Bewerbungen gleichen, aus Sicht der HR’ler, eher einem Ratespiel á la “Welche Fähigkeit könnte wohl zu unserer ausgeschriebenen Stelle passen?” Tatsächlich können kleine Details hier einen riesen Unterschied machen. Eine Expertin meinte z.B., dass viele Bewerber*innen offenbar nicht auf die Homepage ihres Unternehmens gingen. Die Außenkommunikation sei nämlich immer im unverfänglichen “Du” gehalten und Bewerbungen, die gestelzte Anredeformen beinhalten würden oder Siezen, würden ihr daher sofort negativ auffallen.
New Work: Auf die Soft Skills kommt es an
Um eine Person in ein Team selbstorganisierter bzw. holocratisch arbeitender Menschen zu rekrutieren, benötigt man noch mehr Fingerspitzengefühl, wie in klassischen hierarchischen Organisationen. Nicht jeder möchte unbedingt die Verantwortung tragen, seinen Arbeitstag selber zu gestalten und Entscheidungsprozesse mitzugestalten. Doch wie findet man heraus, ob jemand gerne Verantwortung übernimmt, Leadership Fähigkeiten besitzt und/ oder konfliktfähig ist? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, gestalten viele selbstorganisierte Teams ihr Recruiting genauso flexibel, wie ihre Arbeit selber. Eine unserer HR Expert*innen erzählte uns, dass in ihrem Unternehmen die letzten drei Bewerber*innen, zu einem Probe Arbeitstag eingeladen werden würden. Und das unabhängig davon, auf welche Stelle sie sich beworben hatten. Wenn man sich also in einer Organisation, in der New Work gelebt wird, bewirbt, sollte man sich schon vorher fragen, welche Soft Skills man selber mitbringt, die in so einer Arbeitsumgebung förderlich sind und diese ruhig in der Bewerbung und beim Gespräch herausheben.
Lücke im Lebenslauf thematisieren
Jeder Zeitraum, der über drei Monate hinausgeht und nicht im Lebenslauf abgedeckt wird, gilt als Lücke. Konkret werden damit Zeitabschnitte gemeint, in denen man keine Arbeits- oder Lern Erfahrung sammeln konnte. Egal was dahinter steckt: redet im Bewerbungsprozess darüber. Unsere Expert*innen meinten, es sei besser es (kurz) zu thematisieren, um die Unklarheit aus dem Raum zu schaffen, anstatt sich in Schweigen zu hüllen. Jeder kann nachvollziehen, dass man sich mal eine Auszeit nehmen musste, reisen wollte, Kinder großziehen etc. Die Lücke an sich ist nie schlimm, nur die Unklarheit dahinter.
Nach Feedback fragen
Viele stecken viel Energie und Zeit in eine Bewerbung bei der Traum-Organisation. Und dann: Nichts. Eine automatisierte, standardisierte Mail kommt zurück, in welcher sich für die Bewerbung bedankt wird, allerdings hätte man sich aufgrund der hohen Konkurrenz gegen ein weiteres Kennenlernen entschieden. Enttäuscht bleibt man zurück und fragt sich, was man hätte besser machen können. In so einem Fall überlegen viele, den zuständigen HR-Personen zu schreiben, um nachzufragen. Ob und wie Feedback gegeben wird, wird je nach Organisation unterschiedliche gehandhabt. Einige Personaler*innen können aus Kapazitätsgründen kein Feedback geben, andere haben die Befürchtung sich aufgrund ihres Feedbacks juristisch angreifbar zu machen. Dennoch konnten wir bei unseren Expert*innen eine Sache heraushören: je weiter man im Bewerbungsprozess vorangekommen ist, desto wahrscheinlicher ist es ein persönliches Feedback zu erhalten. Gerade wenn man es bis in die letzte Runde geschafft hat, sollte man also ruhig nachhaken.
- Befindest du dich gerade auf Arbeits- oder/ und Sinnsuche? Dann ist unser Purpose Fellowship vielleicht etwas für dich! Im Herbst startet erneut eine Runde. Trage dich hier ein, um Informationen zu erhalten.
- Es handelt sich dabei um ein mehrwöchiges Peer-to-Peer-Coaching-Programm, das in englischer Sprache & online durchgeführt wird und von uns – tbd* – und The Arc ins Leben gerufen wurde.