Seien wir doch mal ehrlich, hätten wir nicht alle gerne mehr Erfahrung mit YouTube? Gerade für Organisationen und Social Businesses, die eine Mission verfolgen und ihren Impact noch verstärken möchten, bietet sich YouTube doch perfekt an. Doch wer weiß eigentlich, wie man einen erfolgreichen YouTube Kanal aufbaut und führt? Wir sprachen mit Melanie Gömmel und Markus Winkler vom WWF, die es tatsächlich schaffen auf YouTube eine weitere Zielgruppe anzusprechen und regelmässig zu unterhalten. Wie, verraten sie uns im Interview.
So wird dein Kanal erfolgreich - ein Überblick:
- Erstelle exklusiven Content für YouTube
- Erstelle regelmässige Inhalte
- Gesicht zeigen
- Beziehe deine Community mit ein
- Qualität ist Key
Warum habt ihr Euch mit dem WWF dafür entschieden Youtube zu bespielen?
Melanie: Es ist uns wichtig, insbesondere junge Leute möglichst früh für unsere Umwelt- und Naturschutzthemen zu sensibilisieren. Und dabei spielt YouTube eine große Rolle. Aus dem Alltag der Jugend ist YouTube mit seinen großen Stars nicht mehr wegzudenken: Bibi, Unge, MissesVlog – sie alle sind fester Bestandteil der heutigen Jugendkultur. Umso wichtiger, dass wir es schaffen, diese Plattform für uns zu nutzen und schon früh das Umweltbewusstsein der Jugend zu schärfen.
Für wen eignet sich Youtube?
Melanie: Ich kann mir vorstellen, dass alle NGOs einen riesen Fundus an spannenden Themen haben und damit prädestiniert für ein reproduzierbares News- oder Wissens-Format sind. Im Gegensatz zu großen Marken müssen wir ja meist keine Gesprächsanlässe kreieren, sondern eher aufpassen, die Nutzer nicht mit zu vielen Inhalten zu bombardieren. Solch ein regelmäßiges Format ist allerdings extrem aufwändig in der Produktion und man muss sehr viel Zeit investieren, um eine einigermaßen ansehbare Anzahl an Abonnenten und Views zu generieren. Ich empfehle also, YouTube nur dann einzusetzen, wenn man wirklich langfristig Zeit in die Format-Entwicklung stecken kann und die Unterstützung der Kollegen hat; nur punktuell funktioniert der Kanal-Aufbau nicht.
Markus: Es ist aufwendig, andererseits darf man nicht vergessen, dass es technisch noch nie so einfach war wie heute, tolle Videos zu produzieren. Klar, seine Geschichten passend aufzubereiten, macht natürlich Arbeit. Aber es lohnt sich sehr. Auf YouTube findet man eine sehr lebendige Community, die sich auch für die Welt da draußen interessiert und die auch bereit für etwas einzutreten. Einige unserer letzten Online Kampagnen waren auch Dank YouTube erfolgreich.
Welche Art von Inhalten teilt ihr über Youtube?
Melanie: Bislang haben wir mit „Öko mit Uke“ jeden Donnerstag ein regelmäßiges Verbraucher-How-to auf YouTube veröffentlicht, das nahe an der Lebenswelt der User ist. Fragen à la „Was bedeutet Bio?“ werden durch unseren Protagonisten Uke auf humorvolle Art und Weise beantwortet. Diese lockere Art der Wissensvermittlung ist bei unserer Zielgruppe besser angekommen als alles, was wir zuvor auf unserem Kanal veröffentlicht haben. Und gerade lancieren wir ein neues wöchentliches Format, dass Tierfakten mit kurzen Sketch-Szenen komödiantisch neu interpretiert. Eigentlich sind wir aber in einem ständigen Lernprozess, versuchen das Feedback der Zielgruppe mit einzubeziehen und unsere Formate laufend neu auszurichten.
Markus: Zwischendurch gibt es aber auch immer noch Videos, die eher klassischer Natur sind. Aufklärungs- und Mobilisierungsvideos. Aber wir versuchen auch hier mehr und mehr uns den Sehgewohnheiten von YouTube anzunähern: Also zum Beispiel, dass immer ein Protagonistin ihre Geschichte erzählt, das man schnelle Schnitte nutzt und kein Pro-Seminar abhält, sondern die wichtigsten Infos kompakt präsentiert.
Wie sieht der Zeitaufwand dafür aus? Gibt es eine Person, die sich komplett um die Youtube Inhalte kümmert?
Melanie: Das kommt ganz auf das Projekt an. Viele Projekte können wir mit unserer Video-Redakteurin selbst umsetzen. Bei manchen Projekten holen wir uns aber die Unterstützung von externen Mitarbeitern. Bei „Öko mit Uke“ drehen wir mit einem externen Produzenten und der Inhouse-Unterstützung von unserer Video- und Social-Media-Redakteurin. Es gibt also leider keine Person, die sich exklusiv um YouTube kümmert – auch wenn das wünschenswert wäre.
Markus: Beim kalkulieren des Zeitaufwands darf man auf jeden Fall neben der kompletten Konzeption und Produktion nicht die Kommunikation und das Community Management vergessen. Gerade die Interaktion mit den eigenen Zuschauern ist wichtig und wird auch belohnt, wenn man Fragen und Kritik eingeht.
Wie schafft Ihr Influencer für Euch zu begeistern? (Müssen diese bezahlt werden?)
Melanie: Wir sind an Partnern interessiert, denen Naturschutz genauso am Herzen liegt wie uns. Dafür bieten wir einen einmaligen Blick in die Wildnis und zeigen unsere Projekte weltweit. Diese „Once-in-A-Lifetime“-Erlebnisse sind für unsere Botschafter so toll, dass sie sich auch danach noch viel intensiver mit unseren Themen auseinandersetzen. Geld ist dabei nicht im Spiel.
Ihr gehört zu den wenigen NGOs, die YouTube erfolgreich nutzen, was ist Euer Geheimnis?
Melanie: Es ist wichtig, exklusiven Content für YouTube zur Verfügung zu stellen. Die Anforderungen an ein Facebook- oder Instagram-Video sind eben anders als für ein YouTube-Video.
Es ist kein Geheimnis, aber: ein wiederkehrendes Format, dass Regelmäßigkeit gewährleistet und Verlässlichkeit schafft ist extrem wichtig. Aber Achtung: Es dauert, bis sich ein neues Format durchgesetzt hat. Wer nach einer Testphase von 4 Wochen noch keine eingeschworene Fangemeinde hat, sollte noch nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern weiterhin kreativ bleiben und am Format feilen.
Drittens: Gesicht zeigen ist wichtig! Formate mit Moderator (am besten aus dem YouTube-Umfeld) funktionieren bei uns besser als Formate ohne Moderator. Wenn man dabei noch Allianzen schmiedet und mit Influencern zusammenarbeitet, die zur Organisation passen: umso besser!
Viertens: Man sollte die Community ernst nehmen, in den Dialog einsteigen und Kommentare kommentieren. Die Königsdisziplin ist es, Kommentare oder Userfeedback in das Format mit einzubeziehen.
Markus: Und man sollte einen Grundsatz befolgen: YouTube ist keine Resterampe für alles, was man mal als Bewegtbild aufgenommen hat. Wie auf jedem anderem Kanal und für jedes andere Medium muss für YouTube Videos die Qualität stimmen. Natürlich sollten Inhalte von Organisationen informierend sein. Aber es ist genauso wichtig, dass sie unterhaltend sind und Geschichten kompakt erzählt werden.