Urspünglich erschienen: 09.12.2016
Noch immer sind Frauen nicht in allen Bereichen gleichberechtigt, sogar im sozialen Sektor zeigt unsere Gehalts-Umfrage vom letzten Jahr einen geschlechtlichen Unterschied. Ute Blindert, Finanzvorstand bei Digital Media Women, erkannte diese Ungleichheit. Im Interview erzählt sie vom Ursprung ihrer Idee, warum mehr Frauen auf die Bühne gehören und wie wir selbst aktiv werden können.
- Digital Media Woman
- Die Organisation DMW sorgt seit 2010 für die bessere Sichtbarkeit von Frauen bei öffentlichen Veranstaltungen.
Wer sind die DMW und für was steht ihr?
DMW steht für Digital Media Women – wir sind ein Netzwerk von Macherinnen, die dafür stehen, mehr Sichtbarkeit von Frauen auf allen Bühnen, ob auf Konferenzen, in (Fach-)Medien oder im Management Board zu erreichen. Unser Ziel ist es, dass Frauen in der sich digitalisierenden Wirtschaft gleichberechtigt teilhaben und sichtbar Einfluss nehmen: offen, reflektiert und wegweisend.
Woher kam die Idee zur Gründung?
Die Idee zur Gründung entstand bei der Next-Konferenz in Hamburg 2010. Die Journalistin Caro Neumann ärgerte sich, dass sich auf der Bühne so wenige Frauen fanden, twitterte darüber und fand – zunächst in Hamburg – Mitstreiterinnen, die das Gründungsteam – und teilweise heute den Beirat – bildeten.
Woran liegt es, dass Frauen auf Bühnen weniger präsent sind?
Die Gründe sind vielfältig, aber ein paar zeigen sich recht deutlich: Wie bei den Management Boards auch, wählen in unserer eher männlich geprägten Wirtschaft Unternehmen und Veranstalter oft mehr vom Gleichen – und das sind eben Männer. Wenn wir Veranstalter ansprechen und nachhaken, warum sich kaum Frauen auf der Bühne finden, antworten manche tatsächlich noch: „Die Auswahl erfolgte nach rein qualitativen Gesichtspunkten.“ Als ob es keine guten Frauen für die Bühnen gäbe. Dabei zeigt zum Beispiel die re:publica, dass es auch anders geht: Hier ist der Anteil von Männern und Frauen nahezu ausgewogen! Manchmal liegt es aber auch daran, dass es in manchen Branchen tatsächlich weniger Frauen gibt (IT-Sicherheit, Virtual Reality) und diese wenigen ja auch nicht jeden Vortragsslot bespielen können. Und ja, manchmal trauen sich Frauen auch weniger zu.
Wie vermittelt Ihr mehr Frauen an Events?
Wir vermitteln nicht direkt Frauen an Events, die Arbeit müssen die Veranstalter schon selbst machen (lacht). Wenn wir uns aber entschließen, mit einem Veranstalter zusammen zu arbeiten, machen wir die Veranstaltung bekannter und rufen auch in unserer internen und dann in der externen Gruppe zum Beispiel zum „Call for Paper“ auf. Abgesehen davon kann auch jeder Veranstalter selbst in unserer großen Facebook-Gruppe mit gut 7.900 Mitgliedern informieren.
Was sind Eure Top-3 Weisheiten, die Ihr unserer Community mitteilen wollt?
Weisheiten, hm. Wir von den Digital Media Women arbeiten mit großem Engagement dran, Frauen in ihre Größe zu bringen. Wir ermutigen sie, aus sich herauszugehen und wirklich gleichberechtigt ihren Anteil an Macht und Einfluss zu verlangen. Insofern, auf drei Hashtags gebracht: #Mach dich sichtbar #Nimm Einfluss #Verlange Teilhabe
Wenn Ihr jetzt etwas an der Welt verändern könnt, was würdet Ihr ändern?
Wir wünschen uns eine Welt, in der Frauen und Männer gleichberechtigt an unserer Wirtschaft, Politik und Gesellschaft teilhaben. Gerade mit Blick auf die neuesten politischen Entwicklungen erscheint uns dieses Ziel besonders wichtig. Wir möchten die sich digitalisierende Wirtschaft mitgestalten und diese als Herausforderung und Chance betrachten.
Über Ute Blindert
Ute Blindert engagiert sich seit 2012 für die Digital Media Women e.V., zunächst als Leiterin des Kölner Quartiers, seit 2014 als Finanzvorstand. Beruflich beschäftigt sie sich als Autorin und Rednerin mit den Themen Karriere, Netzwerken und Digitaler Wandel. Darüber schreibt sie u.a. auf den Karriereportalen www.karriereletter.de und www.Businessladys.de. Mehr Informationen unter www.uteblindert.de
*Foto: Christine Sommerfeld