ursprünglich erschienen: 30.06.2015
Auf unserer Welt leben viele hungernde Kinder. Sie gehen jeden Tag mit knurrenden Magen in die Schule. Auf der anderen Seite gibt es 20 mal so viele Smartphone Nutzer wie hungernde Kinder weltweit. Warum das nicht nutzen? Dachten sich die Macher von ShareTheMeal. Wir sprachen mit ihnen über die Entwicklung ihrer App, wie diese hungernden Kindern weltweit helfen kann und wie sie langfristig "Hilfe für Selbsthilfe" für Hungernde in Afrika leisten möchten.
Was war die Motivation dahinter die „ShareTheMeal“ App zu entwickeln und wie genau funktioniert sie?
Sebastian Stricker und Bernhard Kowatsch, beides Mitarbeiter des UN World Food Programme (WFP) haben sich während ihrer früheren Tätigkeit als Unternehmensberater in Wien kennengelernt. ShareTheMeal haben sie im April 2014 während eines Sabbaticals in Berlin gegründet und mit der Unterstützung vieler freiwilliger und unersetzlicher Helfer entwickelt.
Ausgangspunkt war, dass es eigentlich für die meisten von uns unglaublich „billig“ ist, um 1 Kind (das sonst nichts zu essen hat) 1 Tag lang zu ernähren – und dass, wenn es einen einfachen Weg gäbe, vielleicht viel mehr Menschen dann auch helfen und spenden würden. So wurde die Idee für die ShareTheMeal-App geboren.
Mit ShareTheMeal wird spenden mobil und so einfach wie nie: Mit nur zwei Klicks auf dem Smartphone kann für 40 Cent ein hungerndes Kind einen kompletten Tag lang unterstützt werden (wir nennen das „eine Mahlzeit teilen“). Der Nutzer kann die ShareTheMeal App verwenden egal wo er sich gerade aufhält – beim abendlichen Restaurantbesuch mit Freunden oder mittags in der Kantine.
Auf Eurer Webseite heißt es, dass das United Nations World Food Programme die Mahlzeiten verteilt – wie läuft die Zusammenarbeit ab?
Aus einer kleinen Spende wird greifbare Hilfe: Das UN World Food Programme (WFP) kann mit 40 Cent einem Kind für einen ganzen Tag helfen. ShareTheMeal ist ein Innovationsprojekt des WFP.
WFP ist die größte humanitäre Organisation im Kampf gegen den Hunger und Teil der Vereinten Nationen. Jedes Jahr unterstützt WFP durchschnittlich 80 Millionen Menschen. WFP finanziert sich vollständig durch freiwillige Spenden. 90% aller Spenden werden direkt im Kampf gegen den Hunger eingesetzt. Über 86% der angekauften Nahrungsmittel stammen aus Entwicklungsländern und unterstützen damit Bauern vor Ort.
Ein langfristiges Ziel sollte sein, dass die Menschen vor Ort irgendwann nicht mehr auf fremde Hilfe angewiesen sind. Inwiefern wird „Hilfe zur Selbsthilfe“ geleistet und lokale Regierungen und Menschen in das Projekt mit eingebunden?
Wir wollen die Ernährung so vieler hungernder Menschen wie möglich sichern. Für den Anfang konzentrieren wir uns auf nur auf ein Land, und können so gezielte, nachhaltige Hilfe leisten – für eine Gemeinschaft nach der nächsten. Schritt für Schritt können wir so Hungernden weltweit helfen, damit sie sich langfristig selbst ernähren können.
Unser erstes Ziel ist es, sicherzustellen, dass alle Schulkinder in Lesotho Mahlzeiten bekommen – 50.000 Vorschulkinder gehen momentan mit knurrendem Magen in die Schule. Wenn wir diesen Kindern helfen können, erhalten alle Kinder in öffentlichen Schulen in Lesotho Mahlzeiten von WFP in Kooperation mit der Regierung, insgesamt über 400.000.
In Lesotho bekommen die Kinder für jeden Schultag zwei Mahlzeiten, einen süßen Maisbrei zum Frühstück und mittags einen Maisbrei, der Papa genannt wird, beispielsweise mit Bohnen oder Hülsenfrüchten. Das Frühstück für Vorschulkinder ist zusätzlich mit Nährstoffen angereichert. Jedes Kind bekommt eine eigene Portion. Für viele der Kinder sind dies die einzigen Mahlzeiten, die sie zu sich nehmen und deshalb so entscheidend dafür, dass sie gesund aufwachsen. Die Nahrungsmittel werden soweit wie möglich lokal eingekauft – das unterstützt die Kleinbauern vor Ort und die wirtschaftliche Entwicklung.
Wie sehen Eure Ziele für die nächsten fünf Jahre aus?
Der Hilfsbedarf in Lesotho ist hoch: Mehr als die Hälfte der rund 2 Millionen Einwohner leben unterhalb der Armutsgrenze. Rund 40% aller Kinder sind chronisch unterernährt. WFP und die Regierung fokussieren sich deshalb gemeinsam auf die Ernährung von Kindern. In den kommenden Jahren plant WFP, das Programm komplett an die Regierung zu übergeben, die es dann in Eigenregie und mit eigenen Mitteln weiterführen kann - ein Paradebeispiel der Hilfe zur Selbsthilfe.
Sobald wir ausreichend Mittel für unser erstes Ziel in Lesotho haben, werden wir uns weiteren Hilfsprogrammen und/oder Regionen in anderen Entwicklungsländern und den dort spezifischen Bedürfnissen zuwenden. Schritt für Schritt können wir so Hungernden weltweit helfen, damit sie sich langfristig selbst ernähren können.
Wie finanziert sich ShareTheMeal und wie wird das Projekt für Spender/innen transparent gehalten?
ShareTheMeal gewährleistet, dass die Spenden so effektiv und effizient wie möglich dort ankommen, wo sie benötigt werden. ShareTheMeal ist eine Initiative des UN World Food Programme (WFP). Die administrativen Kosten von ShareTheMeal werden durch einen Innovationsfonds des WFP und mithilfe von privaten Unterstützern und Unternehmen getragen. So können wir sicherstellen, dass wir mit jeder Spende von 40 Cent einem Kind einen ganzen Tag helfen.
Ausserdem zielt ShareTheMeal darauf ab, durch Unternehmenspartnerschaften mittelfristig finanziell eigenständig zu werden. Als non-profit Institution konnten wir außerdem erhebliche Vergünstigungen bei den Transaktionskosten verhandeln, die es uns erlauben, mit 40 Cent tatsächlich ein Kind einen ganzen Tag zu ernähren.