ursprünglich erschienen: 07.06.2016
Unser Selbstmanagement scheint der Zeit hinterher zu hinken. Bei den Workshops, die ich zu dem Thema besucht habe, ging es im Kern um die Frage: Wie kann ich mich dazu bringen Sachen zu machen auf die ich keine Lust habe und für die mir die Energie fehlt?
Wie paradox! Teams begegnen sich auf Augenhöhe, wir bemühen uns nachhaltig mit natürlichen Ressourcen umzugehen. Und in uns selbst? Da herrscht Diktatur, Ressourcen-Raubbau, Optimierung bis zum Umfallen (na gut, ich übertreibe ein bisschen). Im Inneren sind wir Kinder der Leistungsgesellschaft. Wir funktionieren, sind produktiv und optimieren permanent uns und unser Leben. Wir streben höher, schneller, weiter. Wir sind bereit die Welt zu retten, vergessen aber, dass wir ab und zu ausschlafen müssen.
Vielleicht kennst du das Gefühl viele verschiedene Dinge unter einen Hut bringen zu wollen? Du verfolgst viele Ziele und Projekte, willst Zeit für Freunde, Partner, Sport und Nichtstun. Oder vielleicht kennst du das Gefühl ein kleines Rad in einem großen Getriebe zu sein? Jeden Tag springst du aufs Neue ins Hamsterrad und funktionierst. Wie es dir dabei geht, interessiert eigentlich niemanden. Und dir selbst fehlt die Zeit dich das zu fragen.
Egal ob du unfreiwillig im Hamsterrad gelandet bist oder es dir selbst gebaut hast, der Schlüssel zur Lösung ist derselbe. Du darfst. Alles. Was du willst.
Du darfst schlafen, du darfst gesund essen, du darfst Freunde treffen. Du darfst Zeit für deinen Partner und deine Familie haben. Du darfst dich auf das konzentrieren, was du gut kannst und was dir Freude bereitet. Es gibt nur eine einzige Voraussetzung. Diese Dinge sind dir wichtig genug, dass du die Verantwortung dafür übernimmst. Dein Leben ist wie ein Mobile. Wenn du an einer Stelle etwas veränderst, verändert sich die gesamte Balance.
Was ich sagen möchte ist: "Es ist möglich viel zu erreichen und all deinen Bedürfnissen gerecht zu werden."Langfristig gibt es auch keinen anderen Weg für ein zufriedenes Leben.
Soweit die Theorie. Wie funktioniert achtsames Selbstmanagement in der Praxis?
Mit Geduld. Wie alle wichtigen Veränderungen braucht der Wandel zum achtsamen Selbstmanagement Zeit. Du machst heute den ersten Schritt und morgen oder übermorgen den zweiten.
- Mit Ehrlichkeit. Du lernst dich selbst sehr gut kennen. Was brauchst du, damit es dir gut geht? Einmal pro Woche ein bisschen Sport oder dreimal die Woche auspowern. Freunde treffen, wenn es gut in deinen Terminkalender passt oder für sie da sein, wenn sie dich brauchen.
- Mit Selbstvertrauen. Nicht allen wird es gefallen, wenn du mehr auf dich achtest. Das ist okay so, lass dich davon nicht beeinflussen. Du kannst anfangen, indem du diese Woche einmal zu der Zeit aufhörst zu arbeiten, die für dich ganz persönlich am besten ist.
- Mit Anderen. Es gibt Rahmenbedingungen, die auf den ersten Blick nicht veränderbar scheinen. Wer angestellt ist, hat vielleicht mehr Vorgaben als jemand der selbstständig ist. Was du nicht alleine beeinflussen kannst, kannst du vielleicht mit anderen gemeinsam mit gestalten. Ein Beispiel dafür ist der Junge Verlagsmenschen e.V., in dem sich der Nachwuchs der Buch- und Medienbranche organisiert. Gemeinsam haben sie das Ziel die Branche mitzugestalten und sich für faire Arbeitsbedingungen einzusetzen.
- Mit Sinn. Dein inneres Team wird sich dann auf die anstehenden Aufgaben einlassen, wenn du sie als sinnvoll erlebst. Was würde z.B. dein innerer Weltverbesserer gerne tun?
- Mit Achtsamkeit. Das heißt, indem du in jedem Moment merkst, wie es dir gerade geht. Was du gerade brauchst. Worauf du gerade Lust hast. Der beste Weg zu dir selbst ist, dich immer wieder auf deinen Atem zu konzentrieren. Einatmen. Ausatmen. Pause. Als Challenge könntest du zählen, wie oft du morgen bewusst deinen Atem wahrnimmst.
- Mit Neugier. Wenn du etwas partout nicht machen möchtest, finde heraus warum. Nimm dir die Zeit gut in dich hinein zu hören. Was ist dir gerade wichtiger? Wie kannst du dir das gönnen? Gibt es eine Möglichkeit, das, was ansteht, so zu gestalten, dass es dir Freude bereitet?
Wenn du diese Schritte umsetzt, kannst du viel verändern. Achtsames Selbstmanagement verändert nicht nur dich. Es lädt dich auch dazu ein, deinen äußeren Rahmen so zu gestalten, dass du selbst gut mit dir umgehen kannst. Sei geduldig. Mit dir selbst und mit dem, was um dich herum ist.
Letztlich führt dich ein radikal achtsames Leben auch wieder hierher zu tbd* zurück. Sobald du jeden Tag ganz du bist, wirst du Dinge tun wollen, hinter denen du wirklich stehst. Das ist das Schöne. Es geht dir besser und du machst die Welt besser.
Über die Autorin
Tina Röbel ist Coach, Trainerin und Forscherin. Sie glaubt, dass gesellschaftlicher Wandel nur funktioniert, wenn wir den Mut finden, wir selbst zu sein. Mit ihrer Arbeit unterstützt Tina Menschen und Organisationen, die die Welt verbessern wollen. Im Einzelcoaching geht es dabei oft um gute Arbeit und gutes Zeit- und Selbstmanagement. Tina ist Berlinerin und lebt und arbeitet in Hamburg. Mehr zu Tina und ihrem Coachingansatz: www.tinaroebel.de