ursprünglich erschienen: 25.05.2016
Auch wenn die Helden der Kindheit bei jedem andere sind – Burn Out oder Depressionen hatten sie nie. Wie Hero Society daran arbeitet, dass Kinder zu Helden heranwachsen. Und unsere Gesellschaft insgesamt glücklicher wird.
Die Deutschen fühlen sich ausgebrannt und antriebslos, heißt es. Depressionen und Burn Out sind mittlerweile Volkskrankheiten. Die Krankentage steigen und damit auch die Kosten für das Gesundheitssystem. Eine erschöpfte Nation als wachsende Herausforderung unserer Gesellschaft? Doch was ist der Grund dafür? Und vor allen Dingen – wie kann sich das in Zukunft ändern?
Die Sozialunternehmer Marcell Heinrich und Michael Senf haben eine Firma gegründet, mit der sie die Arbeitswelt revolutionieren wollen. Ihre Vision: Hero Society – eine Gesellschaft von Helden. Für Gründer Marcell ist klar: um glücklich zu sein, muss man seine Arbeit gerne tun. Gerne, aber auch gut. „Jeder Mensch hat ein Bedürfnis nach Anerkennung“, sagt Marcell. Mit Hero Society wollen die Gründer Menschen helfen herauszufinden, „wofür sie brennen und wie sie diese Leidenschaft in ihr Leben integrieren können“.
Dafür fangen sie schon in der Grundschule an. Hero Society holt die Vorbilder der Kinder direkt ins Klassenzimmer. Aktuelle youtube Stars seien schon da gewesen, erfolgreiche Musiker oder der beste Slackliner aus dem Park, erzählt Marcell. Gemeinsam mit den Kindern setzten die „Heroes“ dann ein Projekt um. „Das kann alles sein – eine Modenschau, ein Filmdreh oder ein gemeinsam produzierter Song“. Worum es eigentlich ginge, ist herauszufinden, wer bei welchen Projekten „besonders abgeht.“ Dennis zum Beispiel mache normal nie Hausaufgaben. Doch wenn es darum geht den im Klassenzimmer produzierten Rap Zuhause fertig zu schreiben, ist der Grundschüler auf einmal alles andere als faul.
„Wir wollen den Kindern durch erste Erfolgserlebnisse Zukunftsperspektiven aufweisen“, sagt Marcell. Die seien unterschiedlich, je nach Potential des Kindes. Die Kinder sollten so früh wie möglich erkennen, wohin ihr Weg gehen könnte. „Wir geben den Kindern gezielt Feedback“, erklärt Marcell, „wir besprechen mit ihnen, welche Talente sie haben und wie sie diese weiter ausbauen können.“
Ob sie damit Lebenswege manipulieren? „Ja, natürlich. Aber das kann niemand abstreiten, der pädagogische Arbeit leistet“, sagt Marcell. Ihr „Hero Mindset“ würden sie sogar bewusst vermitteln. Die Wurzeln dafür stammten aus dem Hip Hop. Das sei seine und Michaels gemeinsame Herkunft. Marcell, der Soziale Arbeit studiert hat, war früher Rapper und Sprayer. Michael, Sportlehrer und -manager, war Breakdancer. „Wir haben Hip Hop im Herzen“, sagt Marcell. Sie beide hätten unabhängig voneinander schon in den 90er Jahren Breakdance und Graffitis mit Kindern in Schulen gemacht. „Ich habe selbst keine ganz gerade Biographie“, sagt Marcell. Zwischenzeitlich hätte er eine Ausbildung als Schild- und Leuchtreklamehersteller angefangen. Das habe wenigstens irgendwie mit Graffiti zu tun. „Dachte ich jedenfalls“, sagt der 36-Jährige heute, „ich habe mich auch ein paar Mal verrannt." Um mit all den Anforderungen zurechtzukommen, die im Leben auf einen zukommen, müsse man sich mit sich auseinandersetzen und selber denken, sagt Marcell.
„Man muss sich selbst kennen.“ Dafür gibt es bisher kein Schulfach.
„Wir wollen Menschen zu Gestaltern machen“, sagt Marcell. Denn der Arbeitgeber der Zukunft wird vor allem für Denkleistung und Kreativität bezahlen. Um im Zuge der Automatisierung nicht von einem Roboter ersetzt zu werden, braucht es andere Kompetenzen als noch vor einigen Jahrzehnten. „Die Welt befindet sich im Umbruch“, sagt auch Marcell, „und wir bestimmen diesen Wandel mit. Alle, die Teil der Hero Society sind, haben eine Faszination für das, was nach uns kommt“, so der Sozialunternehmer. Ob das nun die Heroes an den Schulen, die Botschafter oder Partner des Unternehmens sind.
Bleibt zu hoffen, dass es eine nachwachsende Generation von Helden wird. Von Pippi Langstrumpfs, Mulans oder Winnetous.
Ein paar Fragen an Anne Dörner, die für die Gründungsförderung der Social Entrepreneurship Akademie verantwortlich ist.
Interview mit Anne
Seit wann kennen sich Hero Society und die Social Entrepreneurship Akademie?
Die Hero Society des Vereins Eduventis e.V. konnte 2013 die Jury des Act for Impact Wettbewerbs von ihrer Idee überzeugen und gewann damit die Aufnahme in die Gründungsförderung der Akademie.
Gab es beim Coaching von Hero Society einen Moment, der etwas verändert hat?
Jedes Team braucht Unterstützung in einem anderen Bereich. Gerade bei den Schwachstellen bohre ich weiter nach. Bei Hero Society ging es in erster Linie darum einen Finanzierungsplan aufzustellen, damit sie ihr Wachstum schrittweise planen können. Wo muss wann welches Geld fließen – und wie kommt man da ran? Die Erkenntnis, dass nicht auf einmal 160.000 Euro da sein müssen, sondern es darum geht, die Finanzierung auf machbare Etappenziele herunter zu brechen – ich glaube, das zu realisieren war für Marcell und Michael sehr hilfreich.