Hinter kulturchoc steht Mona Taghavi Fallahpour, die gemeinsam mit geflüchteten Frauen und Migrantinnen das Sozialunternehmen in Altona gegründet hat. kulturchoc produzieren köstliche Süßigkeiten, wie zum Beispiel Dattelkonfekt, welche ursprünglich aus den Heimatländern der Teilnehmerinnen stammen.
Die Herstellung geschieht dabei auf traditionelle Weise in Handarbeit und die Verwendung fair gehandelter Zutaten unterstützt die Arbeit von Frauenkooperativen und Kleinbauern in aller Welt. Zudem möchte das Projekt durch umfassende Angebote, wie Fahrrad- und Selbstverteidigungskurse oder Stimm-und Präsentationstraining, das Selbstbewusstsein der Teilnehmerinnen stärken und ihre Teilhabe an der Gesellschaft durch Sprachpraxis und Austausch fördern. Wir haben uns mit Mona über ihr tolles Sozialunternehmen unterhalten.
Gründerin Mona; Foto: Felix Valentin/Jupiter
Du hast einen Social Startup in Hamburg gegründet. Erzähle uns dazu und wie Du darauf gekommen bist.
In meiner beruflichen Laufbahn hatte ich bisher in einer Vielzahl verschiedener Förderprogramme für Organisationen und Stiftungen gearbeitet und/oder diese mit aufgebaut. Gerade für Jugendliche und junge Erwachsene in den unterschiedlichsten Lebenssituationen gibt es mittlerweile viele tolle und sehr wirksame Initiativen. Schaut man
sich jedoch das Angebot für Frauen und Mütter über 35 mit Flucht- oder Migrationserfahrung an, wird es ganz schnell überschaubar. Hier wollte ich mit meinem Projekt ansetzen, weil ich den immensen Bedarf gesehen habe. Mütter sind wichtige Rollenvorbilder und die zentrale Schlüsselfigur, wenn es um den Integrationsprozess ganzer Familien geht. Dies ist bislang nicht ausreichend erkannt worden und darin steckt enormes Potential.
Was ist die größte Herausforderung bisher bei der Gründung gewesen?
Wenn man gründet, sind Herausforderungen ja stetige Begleiter. Gerade in der Anfangszeit ist es natürlich kräftezehrend alle notwendigen Bereiche eines solchen Projekts auf ein Niveau zu bringen, dass es uns erlaubte schnell handlungs- bzw. geschäftsfähig zu werden.
Gerade an die Auswahl unserer Zutaten stellen wir höchste Ansprüche. Wir wählen diese nach strengen Kriterien aus, da wir stets auch im jeweiligen Ursprungsland einen konstruktiven Beitrag für einen positiven Wandel leisten möchten. Selbstverständlich achten wir demnach auf Bioqualität und faire Produktionsbedingungen, am liebsten arbeiten wir jedoch ganz gezielt mit kleinen Frauenkooperativen zusammen, da hier die Hilfe unmittelbar wirksam wird. Geeignete Anbieterinnen zu identifizieren und alltagstaugliche Handelsbeziehungen aufzubauen, ist eine unglaublich erfüllende aber auch herausfordernde Aufgabe.
Wie arbeitet ihr im Alltag? Sind die Frauen festangestellt? Was muss man beachten, wenn man mit Frauen mit einem Fluchthintergrund arbeitet?
Aktuell produzieren wir an zwei Tagen in der Woche unsere Korrekten Konfekte. Die meisten Frauen konnte ich hierfür nach einer Orientierungsphase festanstellen. Neben der Produktion unserer Leckereien finden regelmäßige Workshops statt, die unsere
Teilnehmerinnen bei ihrem Start in ein neues, selbstbestimmtes Leben unterstützen. Hierzu zählen zum einen Themen mit beruflichem Fokus wie eine berufsbezogene Deutschförderung oder auch Stimm- und Präsentationstrainings. Zum anderen arbeiten wir aber auch inhaltlich zu verwandten Themen wie fairem Handel, um interessierte Menschen
auf den Märkten für diese Themen sensibilisieren und informieren zu können. Welthandel und Fluchtursachen stehen in direktem Zusammenhang und vielen Menschen ist nicht klar, wie unser Konsumverhalten einen signifikanten Beitrag dazu leistet.
Leckereien aus dem Hause kulturchoc.
Was braucht ihr, um groß zu werden?
Die Teilhabe an Kultur und Sport stellt eine wichtige Säule in unserem Empowerment-Programm dar. Es ist kaum zu glauben, aber keine unserer Teilnehmerinnen konnte Fahrrad fahren oder schwimmen! Daher möchten wir uns ganz aktuell personell verstärken und unser Kultur- und Sportprogramm ausbauen. Hierfür freuen wir uns natürlich auch über Spenden von Menschen, die uns supporten möchten. In einem nächsten Schritt möchten wir weitere Vertriebskanäle erschließen und professionalisieren. Sehr erfolgreich sind wir im Bereich von Firmen- und Kundengeschenken gestartet. Hier möchten wir zum Start in die „Weihnachtssaison“ so aufgestellt sein, dass wir viele Großbestellungen von Unternehmen und Organisationen annehmen können.
Wie, wann und wo können wir Euere Schokolade verkosten?
Momentan sind wir vor allem auf Hamburger Märkten zu finden, hier lohnt ein Besuch unseres Instagram-Channels, um auch kurzfristig auf dem Laufenden zu sein. Wir führen auch schon erste Gespräche mit Hamburger Cafés, die unsere Korrekten Konfekte in ihr Tagesangebot aufnehmen möchten. Im Juni 2019 sind wir dankenswerterweise von der Jury mit dem 2. Platz des Deutschen Integrationspreises ausgezeichnet worden. Mit dem Preisgeld möchten wir im nächsten Jahr unter anderem einen Online-shop einrichten, um so auch Einzelbestellungen entgegennehmen zu können. Bestellungen ab 15 Packungen erreichen uns selbstverständlich aber auch jetzt schon ortsungebunden über unsere Webseite.
Habt ihr Lust Teil von diesem tollen Sozialunternehmen zu werden? Dann klickt hier, um ihre aktuelle Stellenanzeige auf tbd* zu sehen!