ursprünglich erschienen: 04.07.2016
Nun habe ich meine ersten Schritte in der Sozialbranche gemacht und bewege mich zunehmend sicher zwischen meinen beiden Häfen On Purpose und wellcome. In den Trainings und auf Veranstaltungen erhalte ich einen Blick über den Tellerrand, aber meist habe ich dabei vertraute Begleiter um mich. Nun durfte ich das erste Mal allein weit hinaus aufs große Meer der Sozialunternehmen: Ich bekam die Gelegenheit, die DLDSummer16-Konferenz in München zu besuchen und Ashokas neue Fellows sowie eine ganze Armada an Sozialunternehmern kennen zu lernen.
Diese Eindrücke habe ich an den beiden Tagen in München gewonnen:
Ich kenne niemanden, fühle mich aber nicht fremd
Es ist eine Herausforderung, auf eine Veranstaltung zu gehen, auf der man keinen der anderen Teilnehmer persönlich kennt. Man muss seinen inneren Schweinehund überwinden, um ins Gespräch zu kommen. In meinem alten Job war ich meist mit einem Messeteam unterwegs und kannte außerdem schnell die üblichen Verdächtigen der Branchenevents. Dadurch konnte ich auf Kollegen zurückgreifen, wenn gerade kein neuer Gesprächspartner in Sicht war.
Hier kannte ich niemanden. Durch die geschickte Organisation der Veranstaltung war das aber nicht schlimm. Die Teilnehmer konnten sich rasch in kleine Workshopgruppen aufteilen, in denen ein Thema erarbeitet wurde. Dabei kam ich schnell mit anderen in Kontakt. Die Kommunikation in den Workshops war offen und jeder konnte zu Wort kommen. Ich fühlte mich gleich angekommen.
Schließlich entdeckte ich doch noch ein bekanntes Gesicht. Christoph Schmitz von Ackerdemia e.V. wurde als neuer Ashoka-Fellow ausgezeichnet. Mit seinem Bildungsprogramm GemüseAckerdemie ist er Partner von On Purpose - und „Chef“ meiner Kollegin Constanze.
Vorbereitung ist alles
Als Vorbereitung hatte ich mir die Teilnehmer der Veranstaltung bereits angesehen und mir von meiner Chefin Infos zu spannenden Unternehmen eingeholt. Somit hatte ich eine Agenda, mit wem ich gerne sprechen wollte. Letztlich musste ich wieder den Schweinehund überwinden, um mich persönlich vorzustellen und ein Gespräch zu erfragen. Doch es lohnte sich, ich hatte interessante Unterhaltungen mit vielen neuen Erkenntnissen.
Ich habe selbst etwas beizutragen
Nicht nur in den von mir angestoßenen Diskussionen hatte ich Spaß daran, die Online-Plattform ElternLeben.de vorzustellen, die ich seit fünf Monaten betreue. Ich wurde sogar selbst ein paar Mal angesprochen, weil sich Teilnehmer für wellcome interessierten. Wellcome-Gründerin Rose Volz-Schmidt ist seit 2008 selbst Ashoka-Fellow und im Netzwerk bekannt.
Auch das On Purpose-Programm, mit dem ich den Wechsel in die Sozialbranche geschafft habe, ist einigen Sozialunternehmern bereits ein Begriff. Hierzu wurde ich interessiert ausgefragt und habe gerne Eindrücke und Einblicke vermittelt.
Spannende Projekte, viel Begeisterung
Die vorgestellten und von Ashoka ausgezeichneten Projekte sind spannend und jedes auf seine Weise innovativ – und sie werden mitreißend präsentiert. Es ist schön zu sehen, welche Vielzahl an bemerkenswerten Ideen es gibt und an welch unterschiedlichen Stellen Menschen ansetzen, die die Welt etwas besser machen möchten. Auch die Gründer selbst sind spannend und haben viel über ihre Visionen und Pläne zu erzählen. Es macht Spaß, all das mitzubekommen. Ich empfand den Tatendrang der vielen Sozailunternehmer als ansteckend und motivierend - das wird euch sicher auch so gehen: Hier könnt ihr euch die diesjährigen neuen Ashoka-Fellows anschauen: http://germany.ashoka.org/fellows-2016
Egal welche Branche, ein Netzwerk ist wichtig
An den beiden Tagen in München wurde es mir nochmals deutlich: Egal, in welcher Branche du unterwegs bist, ein Netzwerk ist wichtig. Der persönliche Kontakt mit Menschen, die ähnliche Ziele haben, gibt neue Ideen, öffnet Türen und motiviert. Dass ich das zweitägige Netzwerken als Bereicherung und nicht als Belastung empfunden habe, werte ich als ein weiteres Zeichen dafür, dass der Wechsel in die Sozialbranche für mich genau der richtig Schritt gewesen ist.
Die Konferenz hat mir gezeigt, dass die Sozialbranche vielfältig ist und sich in einer Phase großen Wandels befindet. Neue junge Projekte entstehen und ergänzen das Angebot großer etablierter Sozialunternehmen. Es werden zunehmend auch unternehmerische Prinzipien angewendet, um soziale Probleme kreativ und wirkungsvoll zu lösen. Ich freue mich, Teil dieses Prozesses zu sein.
Über die Autorin
Anna Kümmel ist Associate bei On Purpose Berlin, einem einjährigen Leadership-Programm für soziales Unternehmertum. Anna hat Medien- und Kommunikationswissenschaften studiert und als Marketing-Managerin in einer E-Commerce Agentur gearbeitet.