Ein halbes Jahr in den neuen Schuhen

Mein erster Rückblick auf meinen Wechsel in den sozialen Sektor.

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von Anna Kümmel, May 4, 2017
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ursprünglich erschienen: 01.09.2016

Die ersten sechs Monate des On Purpose Jahres sind vorbei – und damit mein erster Einsatz bei wellcome. Das zweite Halbjahr verbringe ich bei einem anderen Sozialunternehmen und sammele dort neue Erfahrungen. Im Folgenden ein Rückblick und eine Vorschau:

1. Was hat mich besonders überrascht?

Ich wurde bei wellcome mit offenen Armen empfangen und konnte meine Agentur-Erfahrung perfekt in das Online-Projekt ElternLeben.de einbringen. Mein Hintergrund aus der klassischen Wirtschaft wurde nicht als negativ angesehen - im Gegenteil: meine Kolleginnen wussten es sehr zu schätzen, dass ich eine neue Sichtweise mit einbrachte. Statt der erwarteten Skepsis begegnete mir vielmehr Neugier und Offenheit. Besonders das On Purpose-Programm stieß auf reges Interesse.

Mein Fazit: Interesse und Offenheit gegenüber anderen Arbeitsweisen und Erfahrungen ist essentiell. Es ist wichtig, selbst bereit zu sein von anderen zu lernen. Nur dann kann ein Austausch entstehen, der das Beste aus beiden Welten zusammenbringt.

2. Was habe ich gelernt?

Meine größten „Lessons learned“ hatte ich im Bezug zur Funktion von Geld und zur Definition von Erfolg im Sozialunternehmen.

Ganz konkret erhielt ich Einblicke in eine spannende Branche: Ich habe erfahren, welche Angebote es für Eltern nach der Geburt gibt und welche Systeme greifen, wenn in Familien Notsituationen entstehen. Es ist toll zu sehen, welche Kräfte in unserer Gesellschaft daran arbeiten, Menschen einen möglichst guten Start ins Leben zu ermöglichen. Es hat mich begeistert, mit ElternLeben.de einen Beitrag zu leisten und diese Information allen zugänglich zu machen. Es fällt mir schwer, das Projekt aufzugeben, aber ich bin überzeugt davon, dass mein On Purpose-Nachfolger die Arbeit bei wellcome erfolgreich fortführen wird.

3. Was hätte ich besser machen können?

Ich hätte in den letzten sechs Monaten mehr Kontakte knüpfen und mich stärker in das Netzwerk der Sozialunternehmer integrieren können. Vor allem wenn man sich noch nicht ganz sicher ist, in welchem Sozialunternehmen man langfristig arbeiten möchte, ist es sicher ratsam, häufiger Netzwerkabende zu besuchen und die dort geknüpften Kontakte im Nachhinein auch zu pflegen.

Es ist eine Gratwanderung zwischen Networking und Zeitknappheit, die jeder für sich entscheiden muss. Aufgrund der Distanz zwischen Berlin und Hamburg war es mir selten möglich, abends noch Zeit dafür aufzubringen. Dieser Umstand wird sich aufgrund meines nächsten Arbeitseinsatzes beim AFS auch in den nächsten sechs Monaten nicht ändern.

4. Was nehme ich mit?

Vor allem ist es eine große Portion Optimismus und Selbstvertrauen, die ich aus meiner bisherigen Zeit bei wellcome und On Purpose mitnehme. Ich konnte mich gut in ein völlig neues Unternehmen aus einer mir noch fremden Branche integrieren. Ich habe das Gefühl, echten Mehrwert erbracht und gleichzeitig sehr viel gelernt zu haben. Ich bin optimistisch, dass ich mich auch im nächsten Placement in positiver Weise einbringen kann.

Der Wechsel in die Sozialbranche war eine Bereicherung. Zum einen tue ich Gutes für andere und habe einen Job mit Sinn hinter dem ich stehe. Zum anderen komme ich selbst nicht zu kurz und bekomme die Erholung die ich brauche um meinen Job am besten erbringen zu können.

5. Was kommt jetzt?

Ich lerne bei meinem zweiten Placement AFS ein weiteres Sozialunternehmen von innen kennen. Die Organisation bietet internationale Schüleraustausche und Freiwilligendienste an. Ich bin selbst viel gereist und finde die Arbeit für eine bessere Völkerverständigung toll. Ich bin gespannt, ob sich meine Sicht bestätigen oder verändern wird und frage mich, wie ich im Team ankomme, ob ich mich gut einbringen kann und ob die Arbeit Spaß machen wird. Ich unterstütze beim AFS das Team, das die Kurzzeitaustauschprogramme organisiert, im Marketing. Dabei kann ich hoffentlich wieder viel meiner früheren Berufserfahrung einbringen – aber idealerweise auch Dinge, die ich bei wellcome gelernt habe.

Auch persönlich möchte ich mich immer weiter entwickeln. Bei wellcome konnte ich das durch den Austausch mit tollen Kollegen und dem Einarbeiten in eine neue Branche tun. Ich bin aufmerksamer geworden und neugieriger. Von Menschen umgeben zu sein, die ihren Job aus großer Überzeugung machen, beeindruckt mich nach wie vor.

Deswegen freue ich mich darauf, mit dem AFS ein weiteres missionsgetriebenes Unternehmen kennenzulernen, mich dort einzubringen und auszutauschen.

Wie das klappt und ob ich meine positiven Erfahrungen fortsetzen kann, darüber werde ich euch in meinen nächsten Blogbeiträgen berichten!

Über die Autorin

Anna Kümmel ist Associate bei On Purpose Berlin, einem einjährigen Leadership-Programm für soziales Unternehmertum. Anna hat Medien- und Kommunikationswissenschaften studiert und als Marketing-Managerin in einer E-Commerce Agentur gearbeitet.