Wie ein Startup mit Yoga gegen das Müllproblem vorgeht

Die Gründerinnen von hejhej-mats erzählen wie sie von Kunst und Kritik zu nachhaltigen Yogamatten kamen und dabei den männlich dominierten Startup Sektor kennenlernten.

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von Anastasia Sauer, July 9, 2018
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Yogis verfolgen oft einen bewussten und nachhaltigen Lebensstil. Aber wie sieht es da mit dem Offensichtlichen aus? Der Yoga-Matte? Anna und Sophie von hejhej-mats haben eine Matte entwickelt, die keine neuen Ressourcen verbraucht, sondern nur alte: Müll. Erfahre in diesem Interview mehr über die Matte, in der 1 kg Schaumstoff-Reste ein neues Leben finden und über die Erfahrungen der beiden Gründerinnen, die sie seit 2016 - der Geburtsstunde der Idee, gesammelt haben.

Wieso gerade Yogamatten? Wie kam es dazu?

Anna und ich machen beide super viel Yoga. Als wir gerade für ein Jahr in Schweden lebten, waren wir eines Tages in einer Kunstausstellung in Göteborg. Eine türkische Künstlerin prangerte dort in einem Kunstwerk Yogis an. Denn viele denken, sie leben einen nachhaltigen Lifestyle und üben dann aber trotzdem Yoga auf einer schädlichen und billigen Plastik Matte aus. Anna und ich fühlten uns etwas ertappt und von diesem Tag an war für uns klar, wir wollen eine komplett nachhaltige Yogamatte entwickeln und auf den Markt bringen.

Warum sind eure Yogamatten nachhaltig? Was macht euch innovativ und unterschiedet euch von anderen „nachhaltigen“ Anbietern von Yoga-Matten?

Unsere Yogamatten werden aus recycelten Materialien hergestellt. In der Schaumstoff Produktion bleiben täglich extrem viele Schnittreste übrig, diese Schnittreste sind qualitativ noch super hochwertig, werden aber leider nur down gecycelt oder gar weggeschmissen. Wir recyceln diese Materialien und machen daraus unsere Yogamatten. Zudem war uns sehr wichtig, dass die Matte nicht irgendwann einmal als Müll endet. Daher ist unsere hejhej-mat closed-loop und eben wieder recycelbar, sodass kein Müll entsteht. Die anderen „nachhaltigen“ Matten auf dem Markt sind meist aus natürlichen Materialien wie Naturkautschuk hergestellt. Dieser wird aus Asien importiert und Wälder müssen dort für solche Plantagen abgeholzt werden. Anna und mich haben diese Produkte nicht überzeugt und daher haben wir eben entschlossen es selbst in die Hand zu nehmen und Materialien zu nutzen, die es auf der Erde bereits im Überfluss gibt.

Was motiviert euch beide dazu, eure Matten umweltfreundlich zu gestalten?

Nachhaltigkeit ist unsere größte Motivation. Wir möchten unsere wundervolle Natur schützen und ihr nicht schaden. Daher ist Nachhaltigkeit in unserem privaten aber eben auch beruflichen Leben super wichtig und wir versuchen alle Entscheidungen so gut es geht im Einklang mit unserer Umwelt zu treffen.

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Ihr arbeitet ja schon seit 2016 an der Idee. Was war für euch die größte Herausforderung als Gründerinnen bis zum Launch am 08. Juli?

Die Idee hatten wir noch während unseres Master Studiums. Seit dem Abschluss im Sommer 2017 arbeiten wir in Vollzeit an hejhej-mats. Das ist natürlich schon eine ganze Weile und besonders die Produktentwicklung war für uns eine große Herausforderung. Wir haben viel mit Experten und verschiedenen Unternehmen zusammengearbeitet und waren hier häufig von deren Arbeitsweise abhängig. Wenn es nach Anna und mir gegangen wäre, hätten wir viele Dinge gerne viel schneller durchgefühlt. Leider kam es immer wieder zu Verzögerungen, die man dann als kleines Start-up akzeptieren muss. Diese Verzögerungen waren tatsächlich unsere größten Herausforderungen und ab und an war es einfach sehr schwer so geduldig zu sein.

Was hat euch geholfen am Ball zu bleiben? Habt ihr Tipps für angehende Gründer und Gründerinnen?

Unsere Idee und der Wille eine solche nachhaltige Yogamatte auf den Markt zu bringen und damit den Planeten von etwas Müll zu befreien und etwas nachhaltiger zu gestalten hat uns immer wieder motiviert. Wenn man eine Start-up aus voller Überzeugung raus gründet und mit Herzblut an dem Projekt arbeitet, kann man alle Herausforderungen schaffen und hat immer nur sein Ziel vor Augen. Das motiviert unglaublich und man schafft auch wirklich Dinge, die man vorher niemals hätte geglaubt zu schaffen. Daher ist unser Ratschlag wirklich etwas zu machen, was einem wichtig ist. Nicht einfach nur gründen, weil man gründen möchte sondern wirklich eine Herzensangelegenheit nachgehen, die die Welt auch etwas verbessert.

Aktuell überwiegt der Anteil der männlichen Gründer deutlich. Was ist eure Meinung dazu?

Männliche Gründer überwiegen eindeutig. Wenn wir früher solche Aussagen gelesen haben, konnten wir es schwer einschätzen, denn man hatte damit ja keine Erfahrung. Wenn man tatsächlich selber aber gründet und auf der einen oder anderen Start-up oder Gründerpreis Veranstaltung mitmacht, wird einem bewusst wie extrem diese Start-up Welt von Männern dominiert wird. Auf einer Veranstaltung haben wir es extrem gemerkt, da waren einfach Moderatoren, Jurymitglieder, Teilnehmer und Zuschauer extrem männlich dominiert und es waren kaum Frauen auf der ganzen Veranstaltung. Wir haben danach mit dem ein oder anderen Mann gesprochen und sie auch direkt darauf angesprochen, keinem fiel das vorher auf und erst als wir es ansprachen, bemerkten es die Männer. Das ist super schade, denn wir glauben dass besonders Frauen für eine nachhaltige Entwicklung gebraucht werden.

Welche Ziele verfolgt ihr jetzt für die kommende Zeit?

Am 8. Juli war der offizielle Launch Day von unseren hejhej-mats. Das ist natürlich unser erstes großes Ziel und danach möchten wir hejhej-mats so gut es geht in die Welt hinausbringen und nachhaltig wachsen. Die zweite Produktion ist dann unser nächstes großes Ziel und in der Zukunft möchten wir natürlich auch noch weitere nachhaltige Produkte auf den Markt bringen. Unser größtes und langfristiges Ziel ist es die Zukunft ein Stück weit nachhaltiger mit unserem Start-up hejhej-mats zu machen.

Das Bildmaterial wurde von Sarah Buth und Elina Nomad erstellt.