Dieser Beitrag erschien zunächst hier auf der Seite des SEND e.V.
Seit knapp zwei Wochen herrscht Ausnahmezustand in unserer Gesellschaft. Die Folgen sind auch für die Sozialunternehmen mehr als deutlich. Viele werden mit Ihren Lösungen jetzt mehr denn je gebraucht, da sie mit innovativen Ansätzen im Gesundheitsbereich, Nachbarschaftshilfe oder in der Digitalisierung von Bildung akut helfen können.
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Euer Input ist gefragt! Bitte nehmt bis zum 04. Mai an dieser ca. 15-minütigen Befragung teil, damit Eure Anliegen in politische Lösungsvorschläge für passende Hilfsmaßnahmen gewandelt werden können: https://bit.ly/2S09tcw.
Doch auch die Schwierigkeiten in der Krise werden mehr als deutlich. Die Ergebnisse zu unserer Umfrage zu den Herausforderungen in Zusammenhang mit Corona zeigen klar: Viele Social Entrepreneurs sind von den Auswirkungen der Corona-Krise in ihrer Existenz bedroht, da sie ihre Kund*innen nicht erreichen, Projekte nicht umgesetzt werden können, Aufträge und Umsätze wegbrechen.
Dabei gehören die Absagen von Veranstaltungen, die geschlossenen Bildungseinrichtungen und die sinkende Kaufkraft von Kunden (B2B / Öffentliche Hand / Endkunden) zu den größten Herausforderungen.
34% der teilnehmenden Social Entrepreneurs gaben an, innerhalb von drei Monaten nicht mehr geschäftsfähig zu sein – das ist alarmierend. Aber auch nicht verwunderlich, da Sozialunternehmen sich voll und ganz der gesellschaftlichen Wirkung verschreiben und Sicherheiten / finanzielle Rücklagen keine Priorität haben, bzw. nicht möglich sind. Wenn die Umsätze wegfallen und kein langfristiger Förderpartner an der Seite steht droht sehr schnell die Insolvenz.
Deswegen ist auch der Bedarf nach finanzieller Unterstützung sehr groß. Laut unserer Umfrage werden Liquidität in Form von Darlehen, Zuschüssen oder unbürokratischen Fördermaßnahmen dringend gebraucht, um Sozialunternehmen durch die Krise zu bringen.
Wen schützt der Schutzschirm?
Die Bundesregierung hat diese Woche ein Milliardenpaket verabschiedet, welches die Wirtschaft stabilisieren soll. Dazu gehören Kredite und Liquiditätsbeihilfen für Unternehmen und auch nicht rückzahlbare Zuschüsse für Kleinstunternehmen und Selbstständige. Und wir müssen wieder feststellen: Sozialunternehmen fallen größtenteils durchs Raster!
Das gilt sowohl für Sozialunternehmen mit gewerblicher Verfasstheit als auch für gemeinnützige Organisationen. Erstere mussten bereits erfahren, dass Kreditanfragen zu den vom Bund bereitgestellten Liquiditätsprogrammen von ihrer Hausbank abgelehnt werden, da sie nicht „profitabel“ genug seien.
„Gerade Unternehmen, wie wir, deren Focus auf Umweltschutz, soziale Wirkung und Impact (in Afrika) liegt, bzw. die sich im Aufbau befinden und nachhaltige Geschäftsmodelle aufbauen, werden durch die Corona-Krise nicht vom "Staat" geschützt, obwohl dieser durch das Lockdown die Geschäftsgrundlage entzieht“, berichtet zum Beispiel Torsten Schreiber, von Africa GreenTec von den ernüchternden Erfahrungen.
Gemeinnützige Unternehmen dürfen keine Rücklagen bilden und kommen daher nur selten für Kredite in Frage. Für kleinere gemeinnützige Sozialunternehmen könnten jedoch die Soforthilfemaßnahmen für Kleinunternehmen bis max. 10 Mitarbeitenden hilfreich sein. Gemeinnützige sind jedoch in dem Paket der Bundesregierung - zumindest bisher - noch nicht vorgesehen. Aber - und hier ist ein Lichtstreif am Horizont - zum einen werden die Pakete noch kontinuierlich angepasst (deswegen müssen wir laut sein!) und zum anderen sind die Bundesländer für die Umsetzung verantwortlich und können letztlich selbst entscheiden, wer Zugang erhält. Baden-Württemberg und Berlin haben gemeinnützige Sozialunternehmen bereits explizit inkludiert – andere Länder sollten folgen!
Trotzdem wird es viele Sozialunternehmen geben, die nicht über diese Maßnahmen unterstützt werden können, weil sie zu groß oder zu klein sind, die falsche Rechtsform haben, zu wenig oder zu viel wirtschaftlich tätig sind... Ihr kennt das schon.
Hier gilt es weiterhin: Zusammenstehen, nach Lösungen suchen, sich gegenseitig unterstützen.
"Berlin und Deutschland werden nach Ende der Krise mehr denn je eine starke Zivilgesellschaft brauchen, die die Politik dabei unterstützt, unsere Demokratie zu stärken und soziale Folgen der Krise aufzufangen. Wir brauchen daher dringend Finanzhilfen für den dritten Sektor jenseits von Krediten.“ – Maja Hebel von Diversicon
Neben den öffentlichen Finanzhilfen sind es Stiftungen, Impact Investoren und andere Förderer, die jetzt zeigen können, wie sie in der Krise reagieren!
Wir haben Euch hier eine Sammlung zu Hilfsangeboten, Stellungnahmen und weiteren Tipps zusammengestellt, die für Social Entrepreneurs relevant sind. Wir aktualisieren dieses kontinuierlich. Schickt uns Eure Tipps/Erfahrungen gern via Slack (als SEND-Mitglied) #corona oder auch direkt an Katrin (katrin.elsemann@send-ev.de).
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Und nicht vergessen: Euer Input ist gefragt! Bitte nehmt bis zum 04. Mai an dieser ca. 15-minütigen Befragung teil, damit Eure Anliegen in politische Lösungsvorschläge für passende Hilfsmaßnahmen gewandelt werden können: https://bit.ly/2S09tcw.