Wir können alle nicht mehr ohne sie. Sie begleiten uns durch unser Leben und haben vieles einfacher gemacht: Smartphones. Und wie bei vielem in unserer modernen Welt blenden wir die unangenehmen Fakten oft einfach aus. Zum Beispiel, dass viele der in Smartphones verbauten Rohstoffe, wie Gold, Tungsten oder Zinn, nach wie vor unter menschenverachtenden und umweltschädigenden Umständen abgebaut werden. Und auch die Daten in Bezug auf Recycling sind ernüchternd: weniger als 20% der Smartphones werden aktuell recycelt. Der größte Teil landet auf Mülldeponien.
Laura Gerritsen von Fairphone erzählt, dass sie vor einiger Zeit auf einer internationalen Technologie-Messe war. Alle großen Hersteller und Anbieter seien dort mit ausladenden, aufwändig gestalteten Ständen verstreten gewesen. Eine Sache sei ihr jedoch aufgefallen: das Thema Nachhaltigkeit scheine in der Technologiebranche noch keine große Rolle zu spielen. Keiner der Aussteller*innen habe sich dort mit dem Thema beschäftigt.
Werbefilm zum neuen Fairphone 3
Ungefähr vierzig Pressevertreter*innen drängen sich in ein großes Altbauzimmer. Anders als viele Konkurrenten hat Fairphone ein intimes Setting für die Präsentation ihres dritten Mobiltelefons ausgewählt. Wir befinden uns im Gebrüder Fritz, einer gigantischen Altbauwohnung in Berlin Charlottenburg, die man als Eventlocation mieten kann. Man will sich von der Konkurrenz abheben. Und die Branche auf das Thema Nachhaltigkeit aufmerksam machen. Das sei eines der Hauptziele, welches Fairphone mit dem Release des dritten Modells verfolge.
Noble Ziele
Inzwischen hat Ex-CEO Bas van Abel das Mikrofon übernommen und erzählt dem Publikum von den Hauptziele die das Unternehmen mit ihren Produkten verfolge. Wie bei den Vorgängermodellen ist es möglich das Fairphone 3 in einzelne Komponenten zu zerlegen und diese im Schadensfall auch zu ersetzen. Dafür kommt jedes Fairphone mit einem passenden Schraubenschlüssel. Die Ersatzteile sind erschwinglich. Ein neuer Bildschirm wird zum Beispiel ca. 90€ kosten, eine Kamera 50€ und die Batterie 30€. Im Vergleich: eine iPhone Batterie kostet 49€ innerhalb und 69€ außerhalb des Garantiezeitraumes.
Ein weiteres Ziel des holländischen Unternehmens ist "responsible sourcing", also ein möglichst verantwortungsvoller Einkauf. Dies bezieht sich sowohl auf die Materialien, welche man für die Konstruktion eines Smartphones braucht, als auch auf die Arbeitsumstände unter welchen die Produkte hergestellt werden. Eva Gouwens, akuelle CEO von Fairphone erzählt, dass es gar nicht so einfach sei, in Asien zum Beispiel, gerechte Arbeitsumgebungen nach europäischen Maße zu schaffen. Der erste Schritt von Fairphone war, Gehälter über dem Mindestlohn-Niveau zu einzurichten und sicherzustellen, dass die Arbeitnehmer*innen sich somit ihr Leben finanzieren können, ohne Überstunden zu machen. Dies sei ein Prozess gewesen, aber inzwischen habe man schon sieben festangestellte Arbeitskräfte in Asien.
Einzelne Komponenten des Fairphone 3; Bild: Fairphone
Das dritte Ziel ist, sowohl die Verwendung von recycelten Materialien innerhalb der Produktion, als auch das Endprodukt so recycelbar wie möglich zu gestalten. Ein Smartphone zu 100% aus recycelten Stoffen herzustellen ist (noch) unmöglich, aber Fairphone behauptet von sich die "recyclebarste" Alternative innerhalb der Technologiebranche zu sein.
Laura Gerritsen von Fairphone
Fakten, Fakten, Fakten
Doch all die ehrenhaften Motive des Herstellers bringen natürlich nichts, wenn das Endprodukt nicht zeitgemäß ist oder den Anforderungen der Kund*innen entspricht. Aus diesem Grund hier die "harten Fakten" des dritten Modells aus dem Hause Fairphone:
- Erscheinungsdatum: 3. September 2019
- Preis: 450€
- Maße: 158 x 71.8 x 9.89 mm
- Display: 5,7 Zoll
- Kamera: 12 MP Dual Pixel + 8 MP Frontkamera, 8facher Zoom
- Betriebssystem: Android 9
- Speicher: interner 64GB Speicher, der auf 400GB erweiterbar ist