Titelbild: Die Tore des CityLAB/ Foto: Florian Reimann
Die Digitalisierung stellt sowohl uns Menschen und die Städte, in denen wir leben, vor neue Herausforderungen. Wie sieht der urbane Raum der Zukunft aus? Welche digitalen Innovationen können das Zusammenleben harmonischer gestalten? Diesen und vielen anderen Fragen geht das CityLab Berlin nach. Mehr ein "sich ständig weiterentwickelndes Experiment, als ein festes Konzept" sei es laut der Homepage. Das wollten wir genauer wissen und haben dem Leiter des CityLab Berlin, Benjamin Seibel, ein paar Fragen gestellt.
Benjamin Seibel/ Foto: Privat
CityLab Berlin wurde in diesem Sommer eröffnet. Wie kam es dazu? Was wollt ihr damit erreichen?
Mit dem CityLAB wollten wir einen Ort schaffen, an dem Menschen sich über die Digitalisierung Berlins austauschen und gemeinsam an konkreten Lösungen für die Stadt arbeiten können. Die Entwicklung hin zu einer sogenannten „Smart City“ wurde lange als reines Wirtschaftsthema behandelt. Tatsächlich hat eine Stadt wie Berlin aber auch ein Eigeninteresse, Digitalisierung so zu gestalten, dass sie den Bürger*innen zu Gute kommt. Bei uns arbeiten zivilgesellschaftliche Initiativen zusammen mit Verwaltung, Wissenschaft und Startups an Ideen, wie Digitalisierung die Stadt zum Positiven verändern kann. Dabei ist es uns wichtig, niedrigschwellig vorzugehen und möglichst viele Menschen mitzunehmen. Wir arbeiten sehr praxisnah, basteln und experimentieren viel und machen zahlreiche öffentliche Veranstaltungen.
Was ist CivicTech? Wer sind die wichtigsten Akteure?
Mit Civic Tech bzw. Public Interest Tech sind erstmal Initiativen und Projekte gemeint, die sich damit beschäftigen, wie Technologien für die Stärkung des Gemeinwohls eingesetzt werden können. Das ist ein weites Feld und gerade in Berlin sind wir in der glücklichen Situation, dass eine ganze Reihe starker Akteure vor Ort ist. Neben etablierten Institutionen wie zum Beispiel der Open Knowledge Foundation, dem Betterplace Lab, Wikimedia oder Mozilla gibt es viele kleine Projekte, die bislang eher unter dem Radar laufen. Mit dem CityLAB hoffen wir auch, ihnen eine Plattform bieten und zu mehr Sichtbarkeit verhelfen zu können. Einen tollen Überblick über Civic-Tech-Projekte aus der ganzen Welt bietet übrigens der Civic Tech Field Guide.
CityLab Eröffnung/ Foto: Florian Reimann
Wie können sich die Berliner*innen konkret einbringen?
Wir haben auf unserer Webseite einen Open Call, über den jede*r eine Idee oder einen Projektvorschlag an uns herantragen kann. Wer sich erstmal vor Ort umschauen möchte, kann einfach vorbeikommen, unsere Ausstellung ist Mittwoch-Freitag von 10:00-17:00 Uhr geöffnet. Wer ein gemeinnütziges Innovationsprojekt verfolgt, kann sich um eine kostenfreie Nutzung unserer Co-Working-Plätze und Workshopräume bewerben, das geht sehr unkompliziert. Ab dem kommenden Jahr wollen wir auch Projektförderungen anbieten.
Kannst Du uns von den spannendsten Projekten aus Berlin erzählen?
Aktuell befassen wir uns intensiv mit Daten rund um Mobilitäts-Sharing (Carsharing, Bikes und E-Scooter), die wir für Analysen und Visualisierungen aufbereiten. Hier arbeiten wir gemeinsam mit Sharing-Anbietern und der öffentlichen Verwaltung daran, einen gemeinsamen Datenstandard zu etablieren. In einem anderen Projekt beschäftigen wir uns gemeinsam mit KI-Experten und Pflanzenschützern damit, ein Frühwarnsystem für Trockenheit bei Stadtbäumen zu entwickeln. Ein sehr spannendes Partnerprojekt aus dem CityLAB ist auch FixMyBerlin, eine Plattform, die den Stand der Berliner Radwegeplanung für Verwaltungen und Bürger aufbereitet.
Teilnehmer*innen/ Foto: Florian Reimann
Emsiges Arbeiten/ Foto: Privat
Habt ihr Vorbilder aus anderen Ländern?
Öffentliche Innovation Labs gibt es inzwischen an vielen Orten auf der Welt, von New York über Taipeh bis Barcelona und natürlich schauen wir genau hin, was dort passiert. Aber wir glauben auch, dass jede Stadt einzigartig ist und gemeinsam mit den Bürger*innen eigene, passgenaue Antworten auf die Herausforderungen der Digitalisierung finden muss.