"Einmal im Jahr beim CSD Flagge zeigen reicht allerdings nicht."

Wie Fairlanguage mit gendergerechter Sprache die Gesellschaft verändert.

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von Michael Martens, Fairlanguage, August 12, 2020
Menschen unterhalten sich an Gewässer

Header: Priscilla Du Preez via Unsplash.

Wir bei Fairlanguage unterstützen Organisationen dabei gendergerecht zu kommunizieren und so alle Menschen anzusprechen und sichtbar zu machen. Unsere Lösungen reichen von digitalen Angeboten wie z. B. einer interaktiven Lernplattform über Webinare und Schulungen bis hin zur strategischen Begleitung bei der Einführung von gendergerechter Sprache. 

Gendergerechte Kommunikation: Darum ist sie so wichtig

Sprache ist dann gendergerecht, wenn sie alle Geschlechter sichtbar macht und so mehr Identifikation stiftet. Ein Beispiel: Wenn wir von einem „Topmanager“ sprechen, also die männliche Form verwenden, erzeugt dies sofort ein klares, meist männliches Bild im Kopf. Zudem schreiben wir dieser Bezeichnung bestimmte Werte und Verhaltensweisen zu – die dann auch häufig männlich geprägt sind. Genauso verhält es sich auch mit “Gründer” oder “Sozialunternehmer”. 

Für uns ist klar, dass alle gesehen werden sollen und sich diese Bilder ändern müssen. Denn, wenn wir männliche Bezeichnungen verwenden und so nur an Männer denken, dann hat das Folgen: Mädchen und Kinder weiterer Geschlechter fühlen sich nicht angesprochen und insbesondere stereotyp männliche Berufe bewerten sie als zu schwer. Und, nicht nur Kindern fehlen Vorbilder. Auch auf Erwachsene hat unsere Sprache Einfluss - zum Beispiel bei Stellenausschreibungen und Beförderungen.

Bei gendergerechter Kommunikation geht es nicht nur um Bezeichnungen von Berufen. Ein weiterer Aspekt ist die Ansprache von Menschen. Formulierungen wie “Sehr geehrte Damen und Herren” holen nicht alle ab. Zum Beispiel Menschen, die sich als nicht-binär identifizieren oder den Geschlechtseintrag “divers” im Personenstand haben. Und das sind mitunter gar nicht so wenige. Die UN geht davon aus, dass ca. 1,7% aller Menschen inter geboren werden. Zum Vergleich: Dies entspricht in etwa der Anzahl an Menschen, die mit roten Haaren geboren werden. 

Diverse Unternehmen haben die Nase vorn

Organisationen können es sich inzwischen schlicht nicht mehr leisten, auf wertvolle Talente zu verzichten. Der Fachkräftemangel macht sich insbesondere im Handwerk und im Technologie-Bereich, aber auch in der öffentlichen Verwaltung bemerkbar. Sprechen Stellenanzeigen nur Männer an, dann laufen Organisationen Gefahr, dass hochqualifizierte Frauen und nicht-binäre Menschen sich gar nicht erst bei ihnen bewerben. Und gerade bei Nachwuchstalenten steht Diversity und eine sensible Arbeitskultur hoch im Kurs.

Einmal im Jahr beim CSD Flagge zeigen reicht allerdings nicht. Vielfalt und Inklusion muss wirklich gelebt werden, 365 Tage im Jahr. Gendergerechte Kommunikation platziert das Thema dauerhaft in den Köpfen und sorgt so dafür, dass Unternehmenskulturen sich wirklich ändern. Und gleichzeitig können sich Organisationen so ganz klar gegen Diskriminierung und für Vielfalt positionieren. Inklusive Arbeitsumgebungen für alle zahlen sich mittelfristig auch finanziell aus. Studien zeigen, dass Unternehmen, die vielfältiger aufgestellt sind, produktiver und innovativer arbeiten und so auch höhere Umsätze erzielen.

Aktuell ist es sicherlich noch kein Mainstream, sondern ein Statement, wenn ein Unternehmen Vielfalt sprachlich sichtbar macht. Gerade in Zeiten, wo wir in Teilen der Gesellschaft einen konservativen Rollback oder sogar einen Rechtsruck erleben, machen sich progressive Unternehmen Gedanken: Wie gewinnen wir die jungen Leute, die sich von diesen Entwicklungen bewusst abgrenzen wollen? Mit welcher Ansprache werden wir für solche Talente attraktiv, die in einem offenen und inklusiven Umfeld arbeiten möchten? Wie differenzieren wir uns im Markt?

Ein ernstes Thema vermitteln – mit Spaß und Leichtigkeit

Der Wandel hin zu einer geschlechtersensiblen Sprache ist ein aufgeladenes und polarisierendes Thema. Das hat sicherlich damit zu tun, dass das eigene Geschlecht etwas Identitätsstiftendes ist. Und, es ist eben eine Veränderung, die unser Weltbild betrifft. Ein Großteil von uns wuchs mit dem Wissen auf, dass es zwei Geschlechter gibt. Und nun gibt es “plötzlich” mehr und wir müssen uns selbst fragen, wie wir damit umgehen wollen und neues lernen. Inzwischen setzt sich die Erkenntnis, dass es mehr als Frau und Mann gibt, zum Glück vermehrt durch.

Für uns ist daher in unserer Arbeit folgende Frage sehr wichtig: Wie holen wir alle Menschen da ab, wo sie gerade stehen?

Menschen ist oft gar nicht klar, warum sie gendergerecht kommunizieren sollen und wer davon betroffen ist, wenn sie es nicht tun. 

Wir setzen hier stark auf interaktiven Austausch, selbst ausprobieren und Spaß bei der Sache. Bei unserem offenen Workshop in Berlin entwickeln die Teilnehmenden z. B. einen Elevator-Pitch für gendergerechte Sprache – und testen diesen dann im sehr langsamen Fahrstuhl unserer Location, dem FTWK-Space. Solche spontanen Impulse sind auf jeden Fall etwas, woran sich unsere Teilnehmer*innen auch im Nachhinein noch erinnern.

Wir versuchen natürlich nicht nur die Teilnehmenden selbst, sondern auch die Organisationen dort abzuholen, wo sie stehen. Wir haben in den letzten 2 Jahren verschiedene Formate und Angebote entwickelt, um allen die passende Auseinandersetzung mit dem Thema zu ermöglichen.

Zum Reinschnuppern und für Organisationen mit schmalem Budget bieten wir offene Webinare und Workshops sowie unsere aufs eigene Design anpassbare Lernplattform an.

Für ganze Teams oder Unternehmen wie Boehringer Ingelheim, die tiefer einsteigen und ihre Mitarbeitenden umfassend schulen wollen, sind meist unsere individuellen Vorträge sowie unsere in-house Seminare interessant. 

Vermehrt haben wir auch Anfragen zur Beratung rund um die Einführung von gendergerechter Kommunikation in Organisationen. Hier reichen unsere Angebote dann vom selbst entwickelten Tools wie einem Strategie-Canvas über Beratungsworkshops für z. B. Otto oder Coke bis hin zu großen Projekten wie mit der Landeshauptstadt Kiel, die wir über 7 Monate bei der Vorbereitung begleitet haben. 

Aktuell ist natürlich der Bedarf an virtuellen Lösungen durch die Kontaktsperre deutlich gestiegen. Als remote arbeitendes Team ist uns das nicht neu und wir bieten alle unsere Leistungen auch digital an. Für manche ist das natürlich noch ungewohnt, aber wir haben bisher viele gute Erfahrungen damit gesammelt.

Wenn du noch mehr Informationen dazu suchst, was wir anbieten oder wie du uns kontaktieren kannst, dann besuche uns auf unserer Website.